Touristiker gegen Stromautobahn

Auch außerhalb der Verhandlungen um die 380 kV-Stromautobahn fragen sich viele in Salzburgs Tourismusorten, wie die weithin sichtbare Hochspannungstrasse mit der Vermarktung „intakter Natur“ im Alpen- bzw. Massentourismus zusammenpasst?

In Kaprun endet oder beginnt - je nach Blickwinkel und Stromrichtung - die geplante 380-kV-Freileitung. Schon bisher ist der Fremdenverkehrsort umgeben und bedeckt von dichten Gitternetzen mit Starkstromleitungen. Trotzdem ist man im Tourismusbüro froh, dass die neue Leitung kommt. Immerhin kämen dafür zwei Trassen im Ort weg, sagt Obmann Christoph Bründl. Für ein Interview hatte er keine Zeit.

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Mastenwald bei Kaprun und Bruck

„Warum lasst ihr euch das gefallen?“

Ganz anders sieht man die geplante Freileitung im benachbarten Bruck an der Glocknerstraße. Dort haben Aktivisten und Leitungsgegner sogar ein Video auf youtube gestellt - um zu zeigen, wo die Stromkabel verlaufen sollen, und wie weit sie sichtbar sind. Erika Kandolf vom Hotel Lukashansl in Bruck befürchtet schweren Schaden für die Region: „Wir leben hier alle vom Tourismus. Die Leute sind begeistert von der schönen Landschaft. Den Urlaubern werden die Masten nicht gefallen. Ich kann mir vorstellen, dass die uns fragen, warum wir uns das gefallen lassen? Und wir geschlafen haben? Und das wollen wir vorab verhindern.“

„Leitungen haben Gäste zu Hause auch“

Auch in Bruck stehen die Leitungen schon bisher dicht an dicht. Und die neue Stromautobahn werde bei Touristen auf wenig Gegenliebe stoßen, sagt Thomas Hörl vom Tourismusverband Bruck: „Leitungen haben die Gäste aus dem Ruhrgebiet bei sich zu Hause auch. Und die müssen sie sich nicht bei uns wieder anschauen, wenn sie eigentlich wegen der Natur zu uns kommen.“

Widerstand im Tennengau

Auch im Tennengau sind Touristiker in Alarmstimmung. Man befürchtet entscheidende Wettbewerbsnachteile im internationalen, bundesweiten und regionalen Kampf um den Gast, so Franz Pölzleitner vom Tennengau Tourismus: „Wir haben sehr viele Wandergäste. Zum Beispiel beim Pass Lueg würde die Trasse das ganze Tal queren. Das ist ein großer Nachteil für unsere Verkaufsargumente im Tourismus.“

Insgesamt sind 39 Salzburger Gemeinden von der geplanten 380-kV-Leitung betroffen. Viele leben vom Fremdenverkehr.

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