Mortier gibt Philharmonikern Saures

Nachdem die Wiener Philharmoniker den Salzburger Ex-Festspielchef Gerard Mortier kritisiert haben, kritisiert der nun die Musikqualität der Wiener. Außerdem würden sie zu unregelmäßig proben. Mortier sieht noch weitere Missstände der Hochkultur.

Gerard Mortier

ORF

Neben den Wiener Philharmonikern nimmt Gerard Mortier in einem Interview auch deren Einfluss auf die Wiener Staatsoper und ihr Programm aufs Korn. Bei der Suche nach einem neuen Salzburger Intendanten solle sich das Orchester keinesfalls einmischen, so Mortier

„Die Frage ist, spielen die Philharmoniker bei den Salzburger Festspielen immer auf ihrem höchsten Niveau? Ich würde sagen, nein“, sagt nun Mortier in einem Interview der Wiener Stadtzeitung „Falter“. Er reagiert damit auf ein aktuelles Interview, in dem Sprecher der Philharmoniker seine schon sehr lange vergangene Arbeit als Intendant der Salzburger Festspiele kritisiert hatten.

Zu viele Fehlzeiten der Musiker?

Weil die Orchestermusiker zu viel wechselten und nur „unregelmäßig bei Proben anwesend“ seien, bekomme man bestimmte Dirigenten gar nicht mehr zu den Festspielen, so Mortier:

„Ich sage das nicht aus Bösartigkeit, sondern weil sie so toll sind. Aber diese Wechsel verderben das.“

„Mit Steuergeld subventioniertes Orchester“

Der Vertrag der Philharmoniker mit den Festspielen muss über 2016 hinaus verlängert werden, weshalb die Orchestervertreter in Aussicht gestellt hatten, im Sommer gegebenenfalls auch auf anderen Kontinenten spielen zu können.

„Die Philharmoniker sind ein von Österreich subventioniertes Orchester, dessen kultureller Auftrag in Salzburg und in Wien besteht. In Arabien verdienen sie vielleicht viel Geld, aber für wen spielen sie dort?“, so Mortier.

Kritik an Staatsoper: „Desaster“

Den eingeforderten Einfluss der Philharmoniker auf die Intendantensuche in Salzburg sieht Mortier mit Verweis auf die Wiener Staatsoper ebenfalls kritisch: „Franz Welser-Möst ist zwar ein guter Kapellmeister, aber die künstlerische Qualität der Wiener Staatsoper ist zurzeit eine Katastrophe. Das ist teilweise die Schuld der Wiener Philharmoniker. Sie haben den Direktor (Dominique Meyer, Anm.) ernannt. [...] Dagegen war Holender ja eine Glanzperiode! Die Philharmoniker sollen sich nirgends um die Direktion bemühen, denn so geht’s nicht, meine Herrschaften.“

Der Spielplan der Staatsoper sei arm, zu Belcanto-fixiert und frei von den Klassikern des 20. Jahrhunderts: „Der Spielplan der Wiener Staatsoper ist ein Desaster.“

Viele Konflikte schwelen

Insgesamt scheint es gegen das Ende der Festspiele 2013 hin einen Trend zu offener Kritik und Debatten zu geben. Wie ausführlich berichtet, steigen auch junge Künstler unter Führung der Mezzosopranistin Elisabeth Kulman auf die Barrikaden, weil sie die Arbeitsbedingungen in edlen Kulturinstitutionen - auch bei den Festspielen - als teils ziemlich schlecht einstufen.

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