Salzburger „Sängerkrieg“ eskaliert

Der Streit zwischen der Sängerin Elisabeth Kulman und dem Festspiel-Intendanten Alexander Pereira eskaliert. Nach dessen Aussage, Kulman würde in Salzburg bis zu 1.500 Euro mehr verdienen als an anderen Häusern, droht diese mit Klage wegen Rufschädigung.

Salzburger Festspiele Elisabeth Kulman

Salzburger Festspiele / Silvia Lelli

Elisabeth Kulman im Salzburger „Falstaff“ 2013. Der Termindruck bei den Festspielen ist seit heuer ein Hauptkritikpunkt von Künstlern.

Dirigent Franz Welser-Möst hatte die Festspielführung deshalb schon vor Beginn des Festivals attackiert - und die musikalische Leitung der Cosi-Premiere abgegeben, die Mittwochabend über die Bühne ging.

Vor wenigen Tagen dann schlug Elisabeth Kulman erstmals in die gleiche Kerbe: zu viele Vorstellungen in zu kurzer Zeit, kaum Erholungsmöglichkeiten für die Opernstimmen - dazu schwierige Produktionsbedingungen mit Staub, Schmutz, Moos und Flitter auf der Bühne.

Die Initiative der burgenländischen Mezzosopranistin Elisabeth Kulman heißt „art but fair“. Ihre Kritik an den Salzburger Festspielen und ihr schon seit einiger Zeit international laufender „Kampf“ für gerechtere Entlohnung von jungen Künstlern sowie gerechtere Arbeitsbedingungen wird auch von Sängerinnen wie Laura Aikin oder Edita Gruberova unterstützt.

Etablierte Institutionen und mancher Starkult müssen dabei einiges an Kritik einstecken.

„Pereira hat glatt gelogen“

Kulman fährt nun schwerere Geschütze gegen Pereira auf: „Mit seiner Behauptung hat Alexander Pereira nicht nur das Thema meiner eigentlichen Kritik an der von ihm eingeführten Streichung der Probenbezahlung völlig verfehlt, sondern auch glatt gelogen.“

Ob Pereira falsch beraten worden sei, schlecht recherchiert oder gar wissentlich die Unwahrheit gesagt habe, werde sich herausstellen, so Kulman. Die Sängerin hatte die Festspiele wegen nicht bezahlter Probenarbeit und zeitlich zu enger Disposition von Proben und Aufführungen besonders in der Oper „Falstaff“ kritisiert.

Alexander Pereira, Intendant der Salzburger Festspiele

APA/Barbara Gindl

Pereira

Kulman will anderen helfen

Kulman sagt, sie habe mehrmals betont, dass sie selbst nicht über schlechte Bezahlung klagen könne. Sie verwende sich stattdessen uneigennützig für ihre Künstlerkollegen: „Deshalb“, so Kulman, „habe ich auch meinen Vertrag in Salzburg nicht abgesagt“, ließ sie Donnerstag über ihr Management der Öffentlichkeit mitteilen:

„Vier Aufführungen in fünf Tagen zu absolvieren, wie es beim diesjährigen Salzburger ‚Falstaff‘ auf dem Programm stand, ist für einen Sänger ein absolutes no-go“, nennt sie ein Beispiel.

Intendant weist Vorwürfe zurück

Pereira rechtfertigt sich damit, dass im ‚Falstaff‘ nur der Sänger der Titelpartie wirklich belastet sei: „Ich habe daher Ambrogio Maestri gesprochen. Und der hat mir versichert, dass das kein Problem sei, solange er gesund ist.“

Kulman für „Revolution der Künstler“

Elisabeth Kulman

Elisabeth Novy

Die burgenländische Mezzosopranistin Elisabeth Kulman setzt sich schon seit längerer Zeit mitunter lautstark für junge, gut ausgebildete Künstler ein, die oft jahrelang für Hungerlöhne schuften oder gleich gar keine Jobs finden. Deshalb ruft sie zur „Revolution der Künstler“ auf.

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