Immer mehr Frauen alkoholsüchtig

Österreich liegt im Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol EU-weit an zweiter Stelle: mehr als zwölf Liter reiner Alkohol werden laut Statistik pro Jahr konsumiert. 340.000 Österreicher sind alkoholkrank, 25.000 in Salzburg. Und immer mehr Frauen sind betroffen.

In der Alkoholambulanz an den Salzburger Landeskliniken (SALK) werden pro Jahr 2.800 Patienten aufgenommen - 16 Betten stehen dafür zur Verfügung. Der Frauenanteil unter Alkoholikern steigt. Vor 20 Jahren war das Verhältnis von Frauen zu Männern bei 1:4, heute liegt es bei 1:3.

Alkohol, besonders Sekt, Bier und Wein, gehört in Österreich - so scheint es - für viele zum geselligen Beisammensein, und zwar quer durch alle Schichten. Zwei Drittel der Männer konsumieren regelmäßig vor allem Bier, ebenso viele Frauen vor allem Wein. Wobei nicht jeder regelmäßige Alkoholkonsument auch suchtkrank wird, sagt Friedrich Wurst, Vorstand der Psychiatrie an den SALK.

„Zwang bereits in der Früh Alkohol zu trinken“

„Es gab tatsächlich einmal Überlegungen, eine Zahlen herzunehmen und zu sagen: wenn man im Leben so und so viel Alkohol getrunken hat, spricht man von einer Suchtkrankheit. Doch das hat sich nicht durchgesetzt. Momentan sprechen wir bei den diagnostischen Kriterien von Verhaltensphänomenen und kognitiven Phänomenen. Das heißt: wenn jemand den Zwang hat bereits in der Früh ein Bier trinken zu wollen, oder mangelnde Kontrolle über den Konsum von Alkohol besteht - also sich vornimmt zwei Bier zu trinken und am Ende sind es zehn. Und ein weiteres Kriterium ist natürlich auch die Toleranz von Alkohol. Ein Gesunder würde den Konsum von 20 Bier nicht vertragen, ein Kranker tut das sehr wohl“, so Wurst.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Zwei Drittel nach einem Jahr noch trocken

Nach neuen Erkenntnissen ist bei 50 Prozent der Alkoholabhängigen die Sucht genetisch definiert. Therapien werden unter anderem in der Klinik für Suchtmedizin in Salzburg angeboten. „Da kann man sagen, dass nach einem Jahr zirka zwei Drittel noch trocken sind. Es kann aber auch eine Konsumreduktion ein Ziel sein“, meint Wurst.

Vor allem Familie und Freunde sind für alkoholkranke Menschen wichtige Stützen. „Als betroffener Angehöriger ist es vor allem wichtig, auf den Alkoholkranken positiv einzuwirken, man muss sich aber selbst abgrenzen. Angehörige sollten darauf achten, dass sie nicht selbst psychisch krank werden. Selbsthilfegruppen können hier eine wichtige Rolle spielen“, sagt Martins Obersuyi, Psychiater an der Christian-Doppler-Klinik.