Bahnhof von Schlamm & Schutt befreit
Von Gerald Gundl, Major und Journalist beim Bundesheer
Der Bach fließt wieder im Schmiedgraben - eher klein, mit weniger Wasser. Aber die überall sichtbaren Spuren der Verwüstung zeigen, dass aus dem Rinnsal am letzten Wochenende ein reißender Bergfluss wurde. Der nur 20 Zentimeter tiefe Bach stieg auf über einen Meter Höhe bzw. Tiefe an. Die Soldaten der dritten Kompanie des Jägerbataillons 26 aus Tamsweg (Lungau) sind hier bei Aufräumungsarbeiten eingesetzt.
Österreichisches Bundesheer
Spezialisten aus dem Lungau
Seit 1989 wird vom Kaderpersonal der Struckerkaserne ein eigener Katastrophenhilfszug ausgebildet. Nicht nur Profis des Kaders sind seit Sonntag im Einsatz - auch viele Grundwehrdiener aus Tamsweg.
„Wir schaufeln vom Morgen bis zum Abend“, erzählt der Rekrut Simon Widerin. In mehreren Häusern und Wirtschaftsbetrieben schaufelten sie Schlamm in Schichten von bis zu 40 Zentimetern heraus. „Man sieht, wie froh die Bevölkerung über unsere Hilfe ist“, sagt der 19-jährige Elektriker. In dem Zug mit 15 Mann unter dem Kommando von Vizeleutnant Peter Ferner ist auch der Rekrut Stefan Prenninger: „Es ist mein erster Katastropheneinsatz. Wenn man herkommt, dann ist man schockiert. Aber alle packen an. Und ich freu mich mithelfen zu können“, so Prenninger. Einig ist sich die Gruppe, dass es ohne die Wehrpflicht nicht so einen großen Hilfseinsatz des Bundesheeres gäbe.
Österreichisches Bundesheer
Auch Pioniere aus Siezenheim
Mit 48 Rekruten und acht Mann Kaderpersonal aus der Salzburger Schwarzenbergkaserne ist Oberstabswachtmeister Alexander Schwarz vom Pionierbataillon 2 der Kommandant eines anderen Zuges. Dieser säubert den Bahnhof und die Gleisanlagen, um einen zumindest eingleisigen Schienenverkehr zu ermöglichen.
„Bei Einsatzbeginn am Montagmorgen stand auf dem Bahnhofsvorplatz knietief der Schlamm“, so Schwarz. In Handarbeit und mit schwerem Pioniergerät konnte in zwei Tagen der Vorplatz wieder gesäubert werden: „Allein aus der Unterführung haben wir 100 Kubikmeter Schlamm abtransportiert.“
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Weichen mit der Hand zu säubern
Besonders lobt Schwarz die Zusammenarbeit mit ÖBB, Freiwilliger Feuerwehr und zivilen Firmen: „Alle ziehen an einem Strang. Grundwehrdiener und Kader sind sehr motiviert“.
Mehr als zehn Katastropheneinsätze hat der 38-jährige Unteroffizier bereits bewältigt. Auf dem Vorplatz des Bahnhofes ist vergleichsweise nur noch wenig davon erkennbar, was sich noch vor wenigen Tage abgespielt hat. Gerade Schienenstrecken können mit maschineller Hilfe vom Schlamm befreit werden. Aber bei Weichen ist wieder Handarbeit der Salzburger Heerespioniere gefragt.
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Markus Winkler
Die massivsten Zerstörungen durch Fluten und eine Mure an der Trasse der Westbahn befinden sich nicht im Bahnhofsbereich von Taxenbach, aber auch auf dem Gebiet der Unterpinzgauer Gemeinde.
Auch dort laufen Aufräumung und Reparaturen auf Hochtouren. Allerdings können hier nur Spezialfirmen eingesetzt werden; zum Teil ebenfalls mit schwerem Gerät. Die technisch sehr anspruchsvollen Anlagen dürften noch bis zu zwei Wochen nicht betriebsfähig sein. Die Trasse der Westbahn zwischen Lend und Bruck bleibt weiter gesperrt.
Links:
- ÖBB-Westbahn bei Taxenbach zerstört (salzburg.ORF.at; 02.06.2013)
- Flut: Heeresflieger weiter im Einsatz (salzburg.ORF.at; 05.06.2013)