Diskussion: Wege aus dem Finanzskandal

Werden Politiker aus dem Finanzskandal lernen und die richtigen Schlüsse ziehen? Eine Expertenrunde aus Meinungsforschern, Politologen und Finanzwissenschaftern im ORF Landesstudio Salzburg hat am Dienstagabend versucht Wege aus der Krise aufzuzeigen.

Von Vertrauensverlust und Ernüchterung sei das Meinungsbild der Wähler knapp vor der Landtagswahl geprägt, analysierte Meinungsforscherin Ernestine Depner-Berger vom IGF. „Salzburg hat sich seit 2009 negativ entwickelt. Das war ein Indikator der mich erschreckt hat, da ist voll das Thema Finanzskandal drinnen“, so Depner-Berger.

Das Erdbeben des Finanzskandals habe aber auch Positives zutage gefördert, sagt Politologieprofessor Reinhard Heinisch. „Der Aufschrei in Salzburg ist ein Zeichen, dass die Demokratie noch gesund ist. Gerade die Empörung, dass man gerade in Salzburg sagt, das verdienen wir nicht oder dass man sich nicht daran gewöhnt hat“, sagt Heinisch.

Spekulationswut war allgemein in Mode

Für den Finanzwissenschafter Stefan Pichler von der Wirtschaftsuniversität Wien ist der Salzburger Finanzskandal Teil jener großen Spekulationswut, die ab der Jahrtausendwende unzählige Länder, Gemeinden, Körperschaften und Privatbürger erfasste. „Da war es cool auch mitzutun. Klar hat sich die Politik gefreut, dass es mehr Einnahmen gibt und weniger Zinszahlungen. Das war ein gesellschaftlicher Zug diese Finanzrisiken zu vernachlässigen und nur das Gewinnpotenzial zu sehen. Das müsste wieder die Marke Uncool kriegen, dann würde man wieder verantwortungsvoll damit umgehen können“, so Pichler.

Grundlegender Systemwandel gefordert

Die Krise als Chance für effiziente Kontrolle und grundlegenden Systemwandel - darin sahen die Experten den Lichblick. Warum Journalisten nicht schon früher und gezielter nachgefragt haben, auf diese Frage eines Diskutanten gab es allerdings nur betroffene Mienen, aber wenig Antworten. Das Land Salzburg als Veranstalter wollte von den geladenen Experten wissen, ob man nach dem Finanzskandal auf dem richtigen Weg sei. Die Chance liege im Neustart, so die Antwort der Expertenrunde.