Psychologin: „Fettleibigkeit chronische Sucht“

Adipositas - also Fettleibigkeit - ist keine menschliche Schwäche, sondern eine schwere chronische Erkrankung mit Suchtcharakter. Das hat die Salzburger Psychologin Elisabeth Ardelt-Gattinger in Forschungen an 4.000 Kindern und 6.000 Erwachsenen festgestellt.

So, wie Nikotinabhängige nach Zigaretten süchtig sind, sind Fettleibige von übermäßigem Essen abhängig. Das erklärt laut Ardelt-Gattinger die geringe Chance einer dauerhaften Gewichtsabnahme. Jetzt ist die Psychologin mit einem europäischen Wissenschaftspreis für Adipositas-Forschung ausgezeichnet worden.

Wenig Chance, dauerhaft abzunehmen

Ist einmal ein krankhaftes Übergewicht mit extrem hohem Fettanteil erreicht, so ist die Chance, es wieder zu verlieren, sehr gering. Denn in diesem Stadium ist übermäßiges Essen eine Sucht, hatte die Salzburger Psychologin Elisabeth Ardelt-Gattinger vor 15 Jahren als erste behauptet und ist damals dafür international scharf kritisiert worden.

Forschung an mehr als 10.000 Personen

Inzwischen haben ihr nicht nur die eigenen, meist sehr praxisorientierte Untersuchungen mit mehr als 4.000 Kindern und 6.000 Erwachsenen recht gegeben, sondern auch ehemalige Kritiker. Die Psychologin arbeitet eng mit Sportwissenschaftlern, Medizinern und Ernährungsexperten zusammen.

„So behandeln wie andere chronische Erkrankungen“

„Alleine bei den Kindern haben wir acht Studien benötigt, um zu belegen, das Adipositas einer Suchterkrankung ist, wo man immer mehr braucht, in dem Fall also immer mehr isst, und beispielsweise sich nicht beruhigen und nicht einschlafen kann, wenn man nicht sehr viel gegessen hat. Mein Wunsch wäre daher, dass Adipositas so behandelt wird wie andere schwere chronische Krankheiten, und dass Mittel verboten werden, die den Verlauf der Krankheit nachweislich negativ beeinflussen“, sagt Elisabeth Ardelt-Gattinger.

„Viel Bewegung machen“

Dazu gehören für die Psychologin Diäten, mit denen Betroffene zwar oft kurzfristig Gewicht verlieren, aber langfristig fast immer noch dicker werden. „Unsere Forschung hat gezeigt, wie schwer und wie chronisch die Krankheit Adipositas ist, und, dass Abnehmen in den seltensten Fällen möglich ist, wenn Kinder morbid adipös sind, also einen sehr, sehr hohen Fettanteil haben“, sagt Ardelt-Gattinger. Adipösen Menschen rät Ardelt-Gattinger, mit viel Bewegung Begleiterkrankungen wie Diabetes vorzubeugen.

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