Post: Ärger mit erfundenen Werbe-Interviews

Eine Werbekampagne sorgt bei den Postmitarbeitern für Unruhe. In Zeitungsinseraten freuen sich Zusteller über Neuerungen in ihrem Berufsalltag. Doch die Abgebildeten gaben diese Interviews gar nicht - und müssen sich jetzt bei ihren Kollegen rechtfertigen.

Ein freundlicher Zusteller aus Salzburg-Lehen und eine lächelnde Zustellerin aus Seekirchen (Flachgau) sind nur zwei der Postler, die in der Kampagne das neue Zustellsystem für Werbesendungen in der Kuvertmappe loben. Laut Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten sind österreichweit rund 100 Postmitarbeiter betroffen. Die ganzseitigen Inserate in Bezirkszeitungen unterscheiden sich nur in den Bildern, aber nicht im Wortlaut des Interviews.

Briefträgerin bei Postkästen

ORF

Erfundenes Lob für den Arbeitsalltag sorgt für Ärger bei der Post

„Vorgefertigten Text untergeschoben“

Die abgebildeten Zusteller seien sofort von den Kollegen zur Rede gestellt worden, weiß der Salzburger Postgewerkschafter Kurt Friedl. Denn die Neuerungen werden längst nicht von allen so gutgeheißen: „Die Leute sind vor den Kopf gestoßen und sagen: Wie kann man solche Aussagen machen? Und die Mitarbeiter müssen beteuern: Ich habe die nie gemacht, das hat mir die Post in den Mund gelegt. Und diese Aussagen stimmen in keiner Weise mit meiner tatsächlichen Erfahrung überein.“

Die Mitarbeiter seien nur gefragt worden, ob sie ihr Bild für die Werbekampagne der Post zur Verfügung stellen würden, ergänzt der Gewerkschafter: „Und dann wird ihnen einfach ein vorgefertigter Text unterschoben, wie gut und schön alles bei der Post ist. Viele Sachen mögen ja stimmen, aber viele Dinge stimmen einfach nicht.“

Post: „Überhaupt nicht so geplant“

Postsprecher Michael Homola gibt zu, dass einige der abgebildeten Postler nicht über die ihnen zugeschriebenen Aussagen informiert worden seien. Es sei „natürlich“ vorgesehen gewesen, „dass sie den gesamten Text zur Ansicht bekommen, bevor dieser Artikel erscheint. Nur wie sich jetzt herausstellt, dürfte dieser Prozess nicht immer genau eingehalten worden sein.“ Allerdings - rund 100 „sind es sicher nicht“, sagt der Postsprecher.

Die Post werde sich bei den betroffenen Kollegen jetzt entschuldigen, ergänzt Homola: „Denn das war überhaupt nicht so geplant, wie es vorgefallen ist.“

Offiziell nur zwei Fragen an Zusteller

Als „höchst befremdend“ bewertete Gewerkschafter Martin Palensky die Vorgänge. Er werde Medienrechtler konsultieren, um rechtliche Schritte zu beraten. Offiziell seien den Zustellern nur zwei Fragen für das Inserat gestellt worden: Wo sie in ihrer jeweiligen Region zustellen und wie lange sie bereits bei der Post beschäftigt sind.

„Alle andere Fragen, die in der Werbung von den Zustellern beantwortet werden und ihnen namentlich zugeordnet sind, haben sie nicht beantwortet“, sagt Palensky. Er habe „zahlreiche“ Beschwerdebriefe von Postlern erhalten, in denen es heiße, man habe bestimmte Dinge so nicht gesagt bzw. gar nichts von zusätzlichen Fragen gewusst. „Jetzt werden wir den Postvorstand einmal mit dieser Beweislage konfrontieren. Der Schaden wird wohl in irgendeiner Form gutzumachen sein“, so der Gewerkschafter.