Entkommene Geparden wieder zurück
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Spaziergängerin: „Panik stieg hoch“
Die Salzburgerin Edith Stock aus der benachbarten Gemeinde Anif (Flachgau) war in der Früh auf einem Spaziergang, als sie die beiden Tiere sah, die auf sie zurannten, wie sie dem ORF erzählte:
„Zuerst dachte ich aus der Ferne, das sind aber große Hunde, die da unterwegs sind. Sie haben sich dann zwei Meter neben mir hingesetzt. Ich war wie erstarrt und spürte, jetzt kommt in mir die Panik hoch. Wie der zweite Gepard dann kam, habe ich ganz laut um Hilfe geschrien. Es ist dann ein Nachbar auf dem Fahrrad gekommen, der war noch im Pyjama mit Mantel oder Jacke. Er hatte Skistöcke dabei. Die Tiere haben den Mann registriert und sind dann schon ein bissel von mir gewichen.“
Man habe sie dann gemeinsam angeschrien und vertrieben, so die Aniferin.
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Die beiden Geparden kehrten laut Einsatzkräften gegen 8.30 Uhr selbst in den Zoo zurück, nachdem Tierpfleger und das Zoomanagement eine seit Jahren zugeschweißte Tür zum Zoogelände mit einem Winkelschleifer geöffnet hatten.
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www.neumayr.cc - Mike Vogl
„Mutprobe von Jugendlichen“?
Nach Angaben von Sabine Grebner, Chefin des Salzburger Zoos, sollen Jugendliche in der Nacht auf Dienstag das Gehege geöffnet und dabei eine andere Tür aufgebrochen haben. Es komme immer wieder vor, dass Jugendliche in der Nacht in den Zoo klettern, sagte Grebner zum ORF: „Das machen sie als Mutprobe. Das war eine sehr dumme Mutprobe, und die kann einfach auch fatal ausgehen.“
Die Polizei überprüft diese Angaben derzeit und sucht nach möglichen Verdächtigen.
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2007 Frau in Belgien getötet
Obwohl die Tiere laut Zoo-Direktorin Grebner und des Zoo-Tierarztes keine Gefahr für Menschen darstellen würden, hätte die Polizei nach eigenen Angaben scharf geschossen. Dann nämlich, wenn sich die Geparden in Richtung bewohntes Gebiet bewegt hätten. Europäische Medien berichteten beispielsweise 2007 über einen Unfall in Belgien, bei dem ein Gepard in einem Zoo eine 37-jährige Frau getötet hat.
Der Tierarzt des Salzburger Zoos hatte bei dem Einsatz am Dienstag ein Narkosegewehr dabei, wollte dieses aber nur im Notfall einsetzen. Tierpfleger und Polizisten umkreisten die beiden Weibchen behutsam, um sie nicht zu verschrecken.
Nach Angaben der Polizei hatten Besatzungen von bis zu zehn Streifenwagen die beiden Großkatzen seit den frühen Morgenstunden beobachtet. Das Duo war demnach meistens im Bereich der Mauer unterwegs, die den Hellbrunner Berg und den Schlossgarten eingrenzt. Die Polizei soll bei ihrem Einsatz auch den gesamten Hellbrunner Park in der Nachbarschaft geräumt haben.
Zurück hinter Gitter
Zoo-Chefin Grebner ergänzt, es seien größere Jungtiere, die bei der Mauer des Zoos zurück zu ihrer Mutter wollten und versucht hätten, wieder in den Zoo hineinzukommen: „Ihre Mutter im Gehege rief sie ständig. Geparden sind absolut ungefährliche Tiere, werden in Afrika als Haustiere gehandelt - also keine Angst und keine Panik. Sie haben so stark mit ihrer Mutter kommuniziert, dass wir davon ausgingen, dass sie von selbst wieder hineingehen.“
schani / wikipedia.org
Kritik an Zoohaltung in Gehegen
Dienstagvormittag meldeten sich auch Kritiker von Zoos zu Wort. Die Haltung solcher Tiere mit ihrem enormen Laufhunger in Gehegen sei nicht der Art entsprechend: „Auch Geparden benötigen viele Quadratkilometer Lebensraum und nicht nur einige Quadratmeter“, heißt es dazu beim Verein Pfotenhilfe. Er fordert ein Verbot von Importen und der Zucht solcher Tiere. Zoos würden vielfach als moderne Auffangstationen für illegal gehandelte Tiere dienen, so die Pfotenhilfe.
Geparden und Menschen
Geparden gelten als die schnellsten Landtiere der Erde. Sie erreichen im Sprint bis zu 112 km/h, was laut Fachleuten für Tiere, die in Zoos gehalten werden, angesichts mangelnden Trainings kein realistischer Wert sein dürfte.
Schon früh wurden sie zum Teil domestiziert und als Jagdbegleiter nutzbar gemacht. In Mesopotamien und im alten Ägypten gab es eine solche Tradition seit dem dritten Jahrtausend vor Christus. Auch im europäischen Mittelalter wurden Geparden an Fürstenhöfen für die Jagd eingesetzt. Damals vermehrten sich die Raubkatzen in Gefangenschaft aber nicht. Deshalb wurden immer neue Tiere gefangen und nach Europa gebracht.
Vom südlichen Afrika bis zum Iran
Man schätzt, dass noch etwa 12.400 Geparden in 25 afrikanischen Ländern in freier Wildbahn leben - die meisten davon in Namibia. 60 bis 100 Tiere kommen auch in Asien, im Iran, vor. Die meisten Geparden leben nicht in Schutzgebieten. Es gibt deshalb viele Konflikte mit Viehzüchtern. Auf „roten Listen“ der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) werden sie als „gefährdet“ bis „stark gefährdet“ geführt. Die asiatische Unterart gilt als "vom Aussterben bedroht“.
Jörg Eisenberger, Gerald Lehner, salzburg.ORF.at
Links:
- Salzburger Zoo
- Geparden: Kritik des Vereins Pfotenhilfe
- Belgien: Frau von Gepard getötet (Süddeutsche Zeitung, 2007)