Umweltanwalt nicht gegen Mur-Kraftwerk

Im Streit über ein neues Mur-Kraftwerk im Lungau überrascht Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener: In einem ORF-Interview sagt er, das Projekt sei denkbar - zum Missfallen seines Amtsvorgängers. Und Kraftwerksgegner brachten 6.000 Unterschriften in den Landtag.

Mur im Lungau Kendlbruck

ORF

„Keine Ausschließungsgründe vorhanden“

Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener hält das Projekt trotz der heftigen Proteste einer Bürgerinitiative im Lungau nicht von vornherein für verdammenswert: „An der Mur gibt es derzeit keine Ausschließungsgründe. Das heißt, es ist ein Gewässerabschnitt, den man näher betrachten kann. Ausschließungsgründe wären ein Nationalpark, Natura-2000-Gebiete oder Naturschutzgebiete. Diese sind in dem Abschnitt, der von der Salzburg AG ins Auge gefasst wird, nicht vorhanden oder betroffen.“

Wiener ergänzt, im Prinzip halte er dort ein Kraftwerk für vertretbar: „Wenn aus naturschützerischer Sicht die Wassermenge passt, die entzogen wird.“

Stüber: „Nicht sehr klug“

Im Landtag traf der amtierende Landesumweltanwalt dann Mittwoch seinen Vorgänger. Eberhard Stüber, inzwischen 85 und Gründervater der Landesumweltanwaltschaft, wurde vom Ausschuss im Landtag um seine Meinung gefragt: „Ich verstehe es nicht ganz und will meinen Nachfolger nicht kritisieren. Aber es ist nicht sehr klug, wahrscheinlich hat er sich das auch zu wenig überlegt. Man muss nämlich den gesamten Wildfluss betrachten und den Wildfluss erhalten. Und darum setzen sich die Lungauer mit ganzer Kraft ein, und ich werde sie voll und ganz unterstützen.“

Wiener: „Bin Fachmann, kein Populist“

Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener sieht solche Aussagen gelassen: „Ich bin kein Populist. Mein Amtsvorgänger hat vielleicht aus Bauchgefühlen heraus Recht, aber fachlich sprechen die Fakten für meine Position. Ich habe mich dafür auch mit Experten des Landes für Gewässerschutz und Ökologie zusammengesetzt. Wir haben uns intensiv mit dem Thema beschäftigt, da braucht niemand eine Sorge zu haben. Der Schutz des Lebensraumes an der Mur ist uns wichtig.“

Wie reagiert Landespolitik?

Verständnis für die Proteste im Lungau, aber kein Zugeständnis: Auf diesen Nenner lässt sich die Reaktion der Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP auf den Protest vieler Lungauer gegen das geplante Murkraftwerk Kendlbruck bringen. Mittwoch brachten die Kraftwerksgegner 6.000 kritische Unterschriften in den Landtagsausschuss, darunter auch welche von Landtagsabgeordneten.

Dass die Grüne Astrid Rössler die Gegner unterstützt, das ist noch wenig überraschend. Andererseits hat auch der ÖVP-Landtagsabgeordnete Manfred Sampl aus dem Lungau die Petition mitgetragen: „Sie ist auch von mir unterschrieben worden - aber nicht, weil das Projekt vom Tisch gewischt werden sollte. Aber es sollte weiter darüber diskutiert werden.“

Es wird weiter geprüft

Und diskutiert wurde auch sehr lange - über Umweltschutz, über die notwendige Energiewende und vieles mehr. An der Haltung der Regierungsparteien, dass das Kraftwerksprojekt zumindest geprüft werden müsse, änderte sich nichts.