Umfahrung: Saalfelden gespalten

Die Diskussion um eine Umfahrung für Saalfelden (Pinzgau) spaltet die Politik der Stadtgemeinde: SPÖ und FPÖ fordern sie, ÖVP und Grüne sind dagegen. Das Land winkt ohnehin ab. Nächstes Jahr sollen stattdessen Kreisverkehrs ausgebaut und eine Verkehrssteuerung installiert werden.

17.000 Autos rollen täglich durch Saalfelden - soweit herrscht Einigkeit. 70 Prozent diese Verkehrs seien hausgemacht, sagen die Verkehrsfachleute des Landes. Doch das sei falsch, betont Franz Oberschneider von der Bürgerinitiative ‚Umfahrung Saalfelden‘: „Auch wenn es immer heißt ‚hausgemachter Verkehr‘ - Tatsache ist definitiv: Wenn bei uns - wie’s teilweise im Winter war - durch Lawinen die Straße (die Pinzgauer Bundesstraße B311 - Anm.) gesperrt ist, dann ist auf dieser Straße nichts mehr los. Darum zweifeln wir das schon sehr stark an, dass das alles hausgemachter Verkehr ist.“

„Die Berechnungen, die von den Verkehrsfachleuten über viele Jahre erhoben worden sind - ich meine, dass da eine so solide Basis ist. Ich persönlich würde mir da nicht anmaßen, da anders zu urteilen“, betont auch ÖVP-Vizebürgermeister Wolfgang Grießner. In einer Bürgerdiskussion Donnerstagabend zeigte sich, dass sich diese Trennlinie auch in der Bevölkerung findet.

B311 im Stadtgebiet von Saalfelden

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Haslauer: Umfahrung bräuchte 120 Hektar Fläche

Das Land Salzburg will das Verkehrsproblem hingegen mit größeren Kreisverkehren und in Spitzenzeiten aktivierten Pförtneramplen lösen: „Für einen Fahrzeitunterschied von vier Minuten brauchen wir bei einer Umfahrung 120.000 Quadratmeter - also 120 Hektar - Fläche - und auf der Bestandsstrecke nur 500 Quadratmeter“, argumentiert Landes-Verkehrsreferent Wilfried Haslauer (ÖVP), „Wir müssen einfach ein bisschen verantwortungsvoller mit Grund und Boden umgehen.“

Nicht zuletzt spielen auch die Kosten eine Rolle: rund 50 Millionen Euro würde die Umfahrung kosten - fünf Millionen die Alternative mit den Ampeln zur Verkehrsregelung.

Bürgermeister: „Geld vom Bund für Neubauten“

„Wir haben sicher auch für die finanziellen Sorgen Verständnis“, betont Saalfeldens Bürgermeister Günther Schied (SPÖ), „Es ist aber so, dass das Land - seit es die Bundesstraßen übernommen hat - vom Bund Geld für die Neubauten von Straßen bekommt. Das Geld wäre immer schon vorgesehen gewesen für eine Umfahrung in Saalfelden. Das Geld wollen wir auch haben. Gerade solche Sachen wie die Umfahrung in Saalfelden sind dafür vorgesehen.“

„Unken, Lofer, Maishofen, Saalbach, Zell am See - Fragen sie die heute einmal, ob die noch ohne Umfahrung leben wollen. Und wir sind nach dem Regierungsbeschluss aus 2003 die nächsten. Wir wollen eine vernünftige Lösung für Saalfelden“, ergänzt Bürgerinitiativen-Aktivist Hermann Reichkendler.

ÖVP: „Kosten-Nutzen-Rechnung stimmt nicht“

ÖVP-Vizebürgermeister Grießner hat da eine andere Meinung: „Wenn man die negativen Aspekte betrachtet, die diese Umfahrung beinhaltet - sprich den extrem hohen Flächenverbrauch, die sehr geringe Verkehrswirksamkeit. Die Kosten-Nutzen-Rechnung stimmt da nicht. Ich bin überzeugt, dass die Lösung mit dem Ausbau der Kreisverkehre und der telematischen Steuerung zu Spitzenzeiten einen positiven Effekt und diese Entlastung, die wir brauchen, bringen wird.“

Dass 120 Hektar in Zeiten knappen Baulandes viel Fläche sind, ist auch Bürgermeister Schied klar: „Wir haben aber ein so großes Problem auf dem Verkehrssektor, dass man abwägen muss: Wollen wir das oder wollen wir das nicht? Eine große Mehrheit der Saalfeldner Bevölkerung, glaube ich, sagt, dass wir eine Umfahrung brauchen - für den Durchzugsverkehr, den Lkw-Verkehr und die Bewohner, die an dieser Straße wohnen.“

FPÖ für, Grüne gegen Umfahrungsbau

Die politischen Fronten sind jedenfalls abgesteckt - neben der SPÖ will auch die FPÖ die Umfahrung, sagt FPÖ-Verkehrsstadrat Thomas Schweighart: „Wir in der Gemeinde müssen abwägen: Wie viele Bürger können wir entlasten und wie viele Belastungen vergeben wir? Und wie können wir diese durch bauliche Maßnahmen reduzieren?“

Neben der ÖVP sprechen sich auch die Grünen gegen die Umfahrung aus - so wie Ferdinand Salzmann: „Das alles für 30 Prozent Entlastung. Wir haben eben hauptsächlich hausgemachten Verkehr. Und daher müsste eigentlich der Lösungsansatz bei diesen 70 Prozent sein und nicht bei den 30 Prozent.“

Pförtnerampeln werden gebaut

Saalfelden wird - aller Voraussicht nach - mit der Variante Pförtnerampeln leben müssen. Laut Haslauer sollen sie nächstes Jahr errichtet werden. „Wir werden uns mit dem abfinden müssen - aber das Verständnis ist sehr gering“, sagt Bürgermeister Schied.

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