Residenzplatz: Kriegsbeil nach Pflasterstreit begraben
Gerald Lehner
Die beiden einigten sich Montag bei einem Vieraugengespräch auf eine einheitliche Vorgangsweise im seit Wochen schwelenden Streit um die Austestung von Steinen für die zukünftige Pflasterung des Residenzplatzes.
Direkt neben der Probefläche aus Betonpflastersteinen, die im September den Zorn des Landeskonservators erregt hatte, weil sie „nicht genehmigt“ war, wird im Frühjahr eine Probefläche mit Natursteinen aufgetragen. „Rechtliche Schritte wird es nicht geben“, sagt nun Gobiet, der solche vor Wochen der Stadtpolitik noch angedroht hatte.
Mit Lächeln in den Gesichtern fanden sich Schmidt und Gobiet nach der Beilegung des Streits bei sehr milder Außentemperatur zu einem Lokalaugenschein auf den Residenzplatz ein. „Wir haben sehr konstruktiv die Vergangenheit aufgearbeitet“, nahm die Baustadträtin Bezug auf die eiszeitliche Stimmung der vergangenen Wochen.
Und auch Gobiet reichte die Hand: „Wir sind beide Pragmatiker, wir wollen in die Zukunft sehen und uns nicht an Dingen festbeißen, die keinen Fortschritt bringen. Wir wollen weiter arbeiten im Sinne der Zukunft der Stadt. Wichtig ist, dass wir den unwürdigen Zustand, in dem sich der Residenzplatz und auch die anliegenden Plätze befinden, so schnell wie möglich ändern.“
ORF
Heftige Kritik des Denkmalamtes
Diese Probefläche mit Betonpflastersteinen war dem Landeskonservator im Spätsommer ein Dorn im Auge, weil seiner Ansicht nach eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung erforderlich gewesen wäre, noch dazu bei Aushubarbeiten an dem archäologischen Kulturerbe aus der Römerzeit im Unterboden ein „irreversibler Schaden“ entstanden sei und Schmidts Betonpflastersteine nur ein Granitimitationsmaterial seien, „das nicht angemessen ist für ein Weltkulturerbe“.
Massiver Rechtsstreit drohte
Gobiet setzte der Stadträtin am 15. September eine drei Wochen lange Frist zur Herstellung des „vorherigen Zustandes“. Schmidt hielt ihre Vorgangsweise für rechtens und ließ die 60 Quadratmeter große Probefläche nicht entfernen.
Gobiet sah sich damals gezwungen, wie er betonte, die Rechtsabteilung des Bundesdenkmalamtes mit einem Wiederherstellungsantrag zu betrauen. „Es gibt ein Schreiben unserer Rechtsabteilung, dass der Zustand wiederhergestellt werden soll, aber keine Terminisierung“, sagte Gobiet heute. „Auch hier gibt es eine einheitliche Vorgangsweise.“ Das heiße, die Probefläche dürfe über den Winter bleiben.
Gerald Lehner
Zweite Probefläche ab Frühling
Im Frühjahr 2012 kommt auf Gobiets Vorschlag und unter Einbeziehung eines Archäologen des Bundesdenkmalamtes eine zweite Probefläche aus Granitsteinen dazu - „in einer Farbgebung, die den Bachsteinen um den Residenzbrunnen nahe kommt“, wie er erklärte. Nach der Testphase werde man sich im nächsten Jahr wieder zusammensetzen und die weiteren Schritte besprechen, auch mit der Altstadtkommission, erläuterte Schmidt. Angedacht ist, den Asphalt und die Gehsteige auf dem Residenzplatz zu entfernen und das Pflaster bis an den Rand der Bürgerhäuser zu verlegen.
Vorerst kein Geld für neue Pflasterung
Für eine neue Pflasterung ist in den nächsten zwei Jahren aber kein Budget vorhanden. Danach könne man darüber reden, das Projekt in Etappen zu realisieren, sagte die Baustadträtin. Geplant ist, vorerst jene rund 4.000 Quadratmeter des 10.630 Quadratmeter großen Altstadtplatzes neu zu pflastern, auf dem sich die Verkehrsfläche befindet. Der Schotterbereich bis zum Residenzbrunnen soll vorerst erhalten bleiben.
- Residenzplatz: Streit über Pflasterung eskaliert
(salzburg.ORF.at; 5.10. 2011)
Granitstein wesentlich teurer
Die Betonsteinvariante ist mit 40 Euro pro Quadratmeter wesentlich günstiger als der Granitstein, der rund 150 Euro kostet. In die Kosten noch nicht einbezogen sind die Einbringung des Frostkoffers und die Verlegung der Steine. Die Bauwerkskosten für die Auslegung von Granitplatten im Fahrbahnbereich des Residenzplatzes betragen laut Schmidt 2,3 Millionen Euro brutto, was um rund 500.000 Euro teurer sei als die Variante mit Betonpflastersteinen (1,8 Mio. Euro).