Jedermanns „Mammon“ mag Leopoldskron

Salzburg ist für Christoph Franken - den „Mammon“ im „Jedermann“ - neben seiner Arbeit als Schauspieler bei den Festspielen wie Urlaub. Mit seiner Familie ist er gern im Freibad „Lepi“ oder auf Ausflügen im Seengebiet.

Der 40-jährige Kölner zeigte der APA seinen Lieblingsort in der Stadt Salzburg: Schloss Leopoldskron. „Ich war zum ersten Mal im Jahr 2015 hier, es war damals meine ersten Saison als Teufel im Jedermann. Das Jedermann-Picknick im Schlosspark, das Daniel Szelenyi (General Manager im Hotel Schloss Leopoldskron) jährlich für die Darsteller gibt, war meine erste Begegnung mit dem Schloss. Ich habe mich sofort in diesen Ort verliebt“, schildert der Schauspieler. Er ist mit dem Fahrrad hierher geradelt. Ein Strohhut schützt ihn vor der sengenden Hitze.

Christoph Franken (links) und Daniel Szelenyi (General Manager im Hotel Schloss Leopoldskron) im Park des Schlosses

APA / Barbara Gindl

Christoph Franken (links) und Daniel Szelenyi (General Manager im Hotel Schloss Leopoldskron) im Park des Schlosses

Lokalaugenschein in Hofmannsthals Schloss

Im Schlosspark spenden die großen, alten Bäume viel Schatten. Dieser Ort hat Festspielgeschichte geschrieben. Max Reinhardt, Schauspieler und Regisseur, erwarb den Rokoko-Bau vor 100 Jahren. Mit dem Autor des Theaterstücks „Jedermann“, Hugo von Hofmannsthal, konkretisierte er hier die Pläne für Festspiele in Salzburg. 1920 wurden die Salzburger Festspiele von Reinhardt, Hofmannsthal und dem Komponisten Richard Strauss gegründet. Bis zur Enteignung unter den Nationalsozialisten im Jahr 1938 stand das im 18. Jahrhundert erbaute Schloss in Reinhardts Besitz. Es war ein beliebter Treffpunkt von Künstlern.

Park mit sieben Hektar als Bühne

Szelenyi will den Geist von Max Reinhardt wieder spürbar machen. Seit er das Schlosshotel führt, gehen hier wieder Festspielkünstler ein und aus, vor allem privat. „Ich versuche Reinhardts Erbe wieder aufleben zu lassen. Er würde sich freuen, die Jedermann-Schauspieler hier zu sehen“, sagt der General Manager. Mit dem Salzburger Landestheater wird der sieben Hektar große Park im Sommer auch in Szene gesetzt, diesmal mit „Love Songs“, dabei „rappen drei Jungs den Hamlet“.

Reinhardts Gartentheater als Sehnsuchtsort

Franken spaziert mit Szelenyi - die beiden sind mittlerweile freundschaftlich verbunden - zu Reinhardts „Gartentheater“, das ab den 1960er-Jahren verfallen ist. „Das Theater hat Reinhardt errichten lassen, um Shakespeares ‚Was ihr wollt‘ aufzuführen“, erläutert Szelenyi. Franken setzt sich auf Mauerreste, die den Orchestergraben zur Bühne abgegrenzt haben. Die Stille und Idylle schenkt Zeit und Raum zum Nachdenken. Wie ist das mit der Angst vor dem Auftritt? „Ich denke mir jedes Mal, wie kriege ich das heute hin? Was ich nachher auf der Bühne mache, kann ich vorher im Kopf nicht nachvollziehen“, antwortet der „Mammon“. „Zum Beispiel wenn mich Tobias Moretti (der aktuelle Jedermann-Darsteller, Anm.) die Treppe hinunterzieht. Vorher denke ich mir, hoffentlich passiert nichts. Aber im Moment des Spiels, in der Figur der Rolle, gelingt mir das, was ich vorher intellektuell nicht begreife. Auf der Bühne, das ist ein magischer Moment. Man kann in diesem Beruf süchtig danach werden und über seine Vorstellungskraft hinauswachsen. Ich bin ein starker Instinkt- und Bauchschauspieler. Ich versuche auf der Bühne meinem Instinkt nachzugehen.“

Ins Leopolkdskroner Bad gegen die Hitze

Die Hitzewelle in Salzburg, die das Thermometer auf mehr als 34 Grad steigen lässt, nimmt er relativ gelassen. Er besucht mit seiner Familie das Freibad, das nur fünf Gehminuten vom Schloss Leopoldskron und von seiner gemieteten Wohnung entfernt liegt. Statt in Goldmünzen taucht er doch lieber ins Wasser. Im „Lepi“ planscht er vergnüglich mit Sohn Flynn. Sie lieben das Wasser, „wir sind beide Fische im Sternzeichen“. Auf dem Domplatz war es auch erträglich, die Vorstellungen begannen bisher um 21.00 Uhr. „Ich trete ja erst um 22.00 Uhr auf.“ Unangenehmer ist für ihn die metallene Goldfarbe, die auf seine Haut gepinselt wird. Seine Haut reagiert mit roten Flecken und Juckreiz. Doch auch das regt ihn anscheinend nicht sonderlich auf, so wie die „Bremsen“, blutsaugende Insekten, die ihn während des Lokalaugenscheins angriffslustig stechen.

Pendeln nach Berlin, TV-Auftritt

Bis nächste Woche kann Franken, Ensemblemitglied des Deutschen Theaters Berlin, seine „Theaterferien“ in Salzburg mit der Familie noch genießen. „Wir haben eine sehr glückliche Zeit hier.“ Ab 13. August pendelt er nach Berlin zu Proben für das Thomas Bernhard-Stück „Alte Meister“. Premiere ist am 14. September. Tags drauf, am 15. September, ist Franken in dem TV-Krimi „Carneval“ als Kölner Kommissar „Benni Scholz“ im Abendprogramm des ARD zu sehen. Er steht auf der Suche nach einem Serientäter dem Hamburger Kommissar Jan Fabel zur Seite, gespielt von Peter Lohmeyer, der „Tod“ im „Jedermann“.