Private Flüchtlingsquartiere gesucht

Rund 500 Flüchtlinge sind in Salzburg derzeit in Privatzimmern oder Privatwohnungen untergebracht - Tendenz steigend. Und diese Quartiergeber werden immer wichtiger. Die Suche läuft deshalb.

Eine Beispiel ist der Braugasthof Sigl in Obertrum (Flachgau). Dort wird eine alte Wohnung oberhalb der Gaststube zwar noch umgebaut. Aber es dauert nicht mehr lange, dann sind sie das neue Zuhause einer fünfköpfigen Familie aus Syrien, sagt Hausbesitzer Josef Sigl: „Für mich gibt es nur ein starkes Miteinander - da brauche ich keine Minute nachdenken. Für mich ist es nicht akzeptabel, dass wir als Menschen auseinander getrieben werden. Es gibt nur ein gemeinsames Problemelösen in allen gesellschaftspolitischen Fragen.“

Bilder aus Traiskirchen rüttelten auf

Ähnlich ist es in Salzburg-Itzling: Sechs Kinder und deren Eltern - ebenfalls mitten aus dem syrischen Kriegsgebiet - leben nun hier in der Wohnung der Ärztin Susanne Schmitz: „In erster Linie waren es die Bilder aus Traiskirchen. Ich habe mich da sehr geschämt und habe mir gesagt: So kann das nicht sein. Dann habe ich Gott sei Dank die Gelegenheit gehabt, dass ich eine freie Wohnung hatte. Ich bin dann an die Caritas herangetreten - und die haben dann mir dann eine Familie mit sechs Kindern vermittelt. Die wohnen jetzt hier in dieser Wohnung.“

Flüchtlingsfamilie am Esstisch in Privatwohnung

ORF

In der Wohnung von Susanne Schmitz in Salzburg-Itzling wohnt jetzt eine achtköpfige Familie

Die Wohnungseigentümerin Schmitz ist inzwischen fast so etwas wie ein Familienmitglied bei den syrischen Flüchtlingen und hilft etwa bei Behördengängen: „In diesem Fall hier: Acht Personen, acht Meldezettel, acht Krankenkassenbescheinigungen und so weiter. Da muss eine Betreuung her. Ich weiß gar nicht, wie andere Familien das hinbekommen. Ich habe jetzt alle Gänge mit meiner Familie gemacht. Der nächste Schritt ist, die Kinder in der Schule anzumelden.“

„Jetzt kommen die Kinder nach“

Fünf der derzeit 500 in Salzburg privat untergebrachten Flüchtlinge sind Kuchl (Tennengau) zu Hause. An privaten Unterkünften führe wohl kein Weg vorbei, sagt Bürgermeister Andreas Wimmer (ÖVP): „Es ist aus meiner Sicht eine der wenigen Möglichkeiten, um eine vernünftige Quartiergebung für Flüchtlingen zu finden. Vor allem glaube ich, dass es in privaten Quartieren am einfachsten ist, eine Verbindung mit den Menschen herzustellen.“

Denn der Strom an neuen Flüchtlingen wird wohl noch länger anhalten - und damit auch die Suche nach Quartieren - großen wie kleinen: „Jetzt kommen die ganzen Kinder“, sagt Schmitz. „Zuerst sind die Väter gekommen. Jetzt kommen wirklich sechs, sieben, acht Kinder pro Familie - und der Vater dazu. Das heißt: Es wird noch einiges nachkommen.“

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Private Vermieter immer wichtiger

Reinhard Grabher berichtet über die Suche nach Privatquartieren für Flüchtlinge.

Mehrere Möglichkeiten für Wohnungseigentümer

„Ich bin sehr froh, wenn es Private gibt, die ihre Wohnung oder ein Zimmer zur Verfügung stellen, weil es eine gute Ergänzung ist“, betont Integrationslandesrätin Martina Berthold (Grüne). „Wir haben aktuell 3.200 Asylwerber in Salzburg - davon sind 500 privat untergebracht. Jedes Zimmer mehr, jede Wohnung mehr ist eine gute Unterstützung.“

Wer ein Zimmer oder eine Wohnung zur Verfügung stellen will, werde von der Caritas beim Abschluss des Untermietvertrages unterstützt, betont Berthold: „Da gibt es keine Mindestanforderungen, was die Räume betrifft - denn es ist eine private Vereinbarung. Der Asylwerber entscheidet selber, ob er hier wohnen will.“ Auch sonst gelten die Regeln wie für eine normale Vermietung.

Kontaktinformationen

Caritas Salzburg
Universitätsplatz 7
5020 Salzburg
T+43-662-849373

Jugend am Werk Salzburg
Strubergasse 26/6
5020 Salzburg
Mobil +43 (0) 664/8000 6 8000
Geschäftsführung Uwe Höfferer

Wer nicht selbst an die Flüchtlinge direkt vermieten will, kann sich auch an „Jugend am Werk“ wenden. Diese Hilfsorganisation mietet die Wohnung an und bringt dann dort die Asylwerber unter und betreut sie.

Fixe Mietsätze

Die Mietgelder, die Asylwerber bezahlen können, sind festgelegt: 120 Euro pro Monat für eine einzelne Person, 240 Euro für ein Ehepaar oder eine Familie. Zusätzlich bekommen die Flüchtlinge noch 200 Euro pro Monat an Essensgeld bzw. für ihren täglichen Bedarf - und sie können an organisierten Deutschkursen teilnehmen.

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