Ex-EU-Chefdiplomat gegen Türkei in EU

Er ist als EU-„Europäer“ noch immer ein waschechter Saalfeldener: Leopold Radauer war bis zur Pensionierung vor kurzem der höchste EU-Beamte Österreichs. Er hat u. a. im EU-Rat die Außenabteilung geleitet. Radauer ist gegen den Beitritt der Türkei - wegen des politischen Ungleichgewichts.

Leopold Radauer war lange auch Personalchef der EU-Außenabteilung und zuletzt Protokoll-Chef für Staatsbesuche usw. Damit gehörte der Mitterpinzgauer rund zwei Jahrzehnte lang zu den mächtigsten Beamten in Brüssel. Nicht nur als Diplomat ist Radauer - trotz der vielen Kritiker des Apparates - weiter ein großer Fan der EU, auch privat: „Man kann heute nur gemeinsam gegenüber Mächten wie China, Indien und den Vereinigten Staaten die Interessen und Werte Europas vertreten und durchsetzen.“

Leopold Radauer mit EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy

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Radauer mit mit EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy (rechts)

Grundidee der Friedenssicherung

Radauer sieht die EU vor allem auch als Friedensprojekt. Gerade angesichts von zwei Weltkriegen, die in Europa ihren Ursprung hatten: „Die EU ist unsere beste Versicherung, dass das nie wieder passieren wird.“

Der Musik-Fan Leopold Radauer - einst auch ehrenamtlicher Mitbegründer des internationalen Saalfeldener Jazzfestivals - sieht für die Zukunft allerdings auch eine große Gefahr für die EU: „Es gibt die Gefahr, dass sie wieder zurückgebaut wird auf ein Maß, dass sie der Verantwortung nicht mehr gerecht werden kann, die sie für diesen Kontinent hat.“

Gegen Beitritt des Riesen Türkei

Für eine weitere Ausdehnung der EU etwa in Richtung Türkei gibt es laut Radauer keinen Grund. Es gäbe - schon rein mathematisch - eine viel zu große Dominanz der Türkei: „Die EU hat die Grenzen des Machbaren erreicht, vielleicht zum Teil sogar schon überschritten. Die Türkei ist so ein großer Brocken für Europa. Das kann ich mir derzeit nicht vorstellen, dass die anderen Mitgliedsländern dazu bereit wären.“

Außerdem würden es Deutschland und Frankreich nicht gut finden, wenn die Türkei als - dann bevölkerungsreichstes Land der EU - die meisten Sitze im EU-Parlament haben würde, so Radauer.

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