ÖBB mit ca. 2.000 defekten Waggons?
Ein Zugsunglück in Südtirol im Juni dieses Jahres könnte nun für die Österreichischen Bundesbahnen teure Folgen haben. Schadhafte Räder an den ÖBB-Güterwaggons hatten den Unfall in Brixen ausgelöst.
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Italien nahm daraufhin alle Güterwaggons der ÖBB an der Grenze unter die Lupe. Mit dem Ergebnis, dass rund 2.000 Güterwaggons Sicherheitsmängel aufwiesen und reparaturbedürftig sind.
Servicefirma der ÖBB in Slowakei
Am 6. Juni entgleiste im Bahnhof von Brixen in Südtirol ein aus Norden kommender Güterzug. Neun mit Stahlschrott beladene Waggons kippten fast um. Die Lok schob sich auf den Bahnsteig. Der Lokführer und ein Bahnarbeiter wurden leicht verletzt.
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Schon bald fiel der Verdacht italienischer Behörden auf Räder der ÖBB-Güterwaggons, berichtet ORF-Korrespondentin Mathilde Schwabeneder aus Italien:
„Laut Staatsanwaltschaft Bozen ermittelt nun eine technische Kommission. Die Räder wurden von einer slowakischen Firma für die ÖBB gewartet. Ob es dabei zu Fehlern kam, das wird nun untersucht. Alle Waggons, die von dieser Firma gewartet wurden, dürfen nur mit Spezialgenehmigungen in Italien fahren. Ob und gegen wen Anklage erhoben werden könnte, das kann man derzeit nicht sagen. Die Untersuchungen der italienischen Justiz dürften aber noch vor Jahresende abgeschlossen sein.“
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Die Probleme mit den Rädern zogen bisher in den ÖBB und in ihren Tochterfirmen eine Reihe von Sitzungen nach sich. Dem ORF Salzburg vorliegende Sitzungsprotokolle zeigen, dass die ÖBB das Sicherheitsproblem und die daraus resultierenden Kosten zur Kenntnis genommen haben.
Billigtarife bei Wartung?
Die ÖBB haben die Waggons ihrer Tochterfirma TS Slovakia zur Wartung übergeben. Diese hat sie dann an das polnische Fahrzeugbau-, Wartungs- und Serviceunternehmen ZOS mit Niederlassung im slowakischen Trnava weitergegeben. Die Beteiligten suchen nun gemeinsam nach Lösungen - Zitat aus Sitzungsprotokollen:
„Aus Kapazitätsgründen kann von ZOS allerdings keine komplette Ausbesserung der betroffenen Radsätze vorgenommen werden. Daher wurde eine teilweise Ersatzvornahme durch die ÖBB Technische Services-GmbH vorgeschlagen, damit die betroffenen und abgestellten Güterwagen in einer für den Fahrzeugeigentümer Rail Cargo Austria AG vertretbaren Zeit wieder in Umlauf gesetzt werden können und daher der Schaden minimiert werden kann.“
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„Schaden mehr als zwei Millionen Euro“
Eine Tabelle macht offenbar, dass die Zahl der schadhaften Radsätze ab dem Jahr 2009 enorm in die Höhe geschnellt ist: Die schadhaften Radsätze sind mit „NOK“, also „Nicht O. K.“ gekennzeichnet. Ihre Zahl ist von sieben im Jahr 2008 über 221 (2009) bis auf 926 (2010) gestiegen.
Die Kosten allein für die Ausbesserung der schadhaften Radsätze werden laut internen Informationen derzeit auf rund 2,2 Millionen Euro geschätzt.
Reaktion der ÖBB
Die ÖBB haben nach dem Unfall in Brixen die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, sagt dazu ihr Pressesprecher Rene Zumtobel. Alle Güterwaggons, die bei der ZOS in der Slowakei gewartet worden sind, werden untersucht. In den kommenden Tagen wollen die ÖBB zur Thematik ausführlich in einem Interview Stellung nehmen.
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Links:
- ÖBB-Betriebsrat kritisiert Auslagerungen (salzburg.ORF.at; 13.11.2012)
- Österreichische Bundesbahnen
- ZOS