Lawinen: Neue Tourismuskonzepte gefordert

Angesichts der Debatte über zu wenig Information für Gäste über Lawinen und alpine Gefahren, die besonders in Westösterreich läuft, forderte Bergrettungspräsident Franz Lindenberg bei einem Besuch in Salzburg bundesweit neue Konzepte für Tourismuswerbung.

Franz Lindenberg - Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienstes

Gerald Lehner

Franz Lindenberg, Präsident des Österreichischen Bergrettungsdienstes und Landesleiter des ÖBRD für Niederösterreich & Wien

Mit neuen und gemeinsamen Strategien von Touristikern und alpinen Fachleuten bei Training und medialer Kommunikation sollten Wintersportler besser auf die positiven Reize und die Gefahren des Gebirges vorbereitet werden, fordert der ÖBRD. Dazu sollte möglichst rasch ein überregional verwendbares Konzept ausgearbeitet werden, an dem sich die Tourismuswirtschaft bundesweit gut orientieren könne.

Einer der Vorschläge der Bergretter ist laut Austria Presse Agentur (APA) beispielsweise die mögliche Anstellung von staatlich geprüften Berg- und Skiführern in größeren Skigebieten, um die praktische und theoretische Information von Tiefschneefahrern und die Unfallverhütung voranzutreiben.

„Thematik muss richtig sexy werden“

„Es muss - besonders unter jungen Leuten - richtig sexy werden, sich mit Schnee, Wind und Wetter aktiv und konstruktiv auseinanderzusetzen“, so Franz Lindenberg, Präsident des ÖBRD.

Schneebrett Lawine Bergrettung Alpinpolizei Schnee Lawine Bergretter

Alpinpolizei

Schneeprofil-Analyse, die allerdings für Laien und Hobbysportler viel zu aufwändig wäre. Für diese gibt es andere Methoden.

Er schlägt unter anderem vor, dass große Skigebiete zum Beispiel jeweils zwei oder drei zertifizierte Berg- und Skiführer über den Winter anstellen könnten; ob fest oder über Werkverträge.

Diese Profis - Männer und Frauen, besonders auch jüngere für junge Zielgruppen - könnten als Meinungsbildner und Betreuer interessierte Gäste beraten, kleinere Führungstouren und Freeride-Abfahrten sowie wöchentliche Schulungs- und Vortragsabende durchführen. Das wären für viele Urlauber aus dem In- und Ausland attraktive Zusatzangebote, mit denen man international nebenbei auch eine Vorbildfunktion erfüllen könne.

Österreichs traditionell sehr hohe Alpinkompetenz könnte so als Wettbewerbsvorteil im Tourismus herausgestrichen werden, sagte der Bergrettungspräsident, der auch Landesleiter der niederösterreichischen Bergrettung ist, bei seinem Besuch in Salzburg.

Staatlich geprüfte Bergführer als Partner

Lindenberg verweist auf jahrzehntelange Erfahrung mit alpinistischen Strategien zur Unfallverhütung im Hochgebirge abseits gesicherter Pisten. Österreich habe neben der Schweiz und Frankreich dabei weltweit seit langem eine führende Rolle.

Günter Karnutsch Berg- und Skiführer, Obmann des Salzburger Bergführerverbandes

Salzburger Bergführerverband

Günter Karnutsch, Obmann des Salzburger Verbandes der professionellen Berg- und Skiführer, Diplompädagoge sowie ehrenamtlicher Bergretter der Ortsstelle Grödig am Untersberg

Die einzige Berufsgruppe, die auf professioneller Basis mit Gästen im unverspurten, winterlichen Hochgebirge vielerlei Aktivitäten, Kurse und Workshops durchführen darf, sind laut geltender Rechtslage die staatlich geprüften Berg- und Skiführer.

In einigen Teilbereichen gilt das auch für staatlich geprüfte Skilehrer und eine kleinere Gruppe von Fachleuten, die zwar geprüfte Skiführer, aber keine Bergführer sind. Viele dieser Akteure sind normalerweise freiberuflich tätig. Deren Anstellung über den Winter bei Skigebieten könnte für Gäste und Käufer von Liftkarten ohne oder mit geringen zusätzlichen Kosten organisiert werden, heißt es.

Touristische Marktlücken

Lindenberg zufolge bestehe gerade darin noch eine große Marktlücke, denn der Umgang mit der empfohlenen Notfallausrüstung (LVS-Gerät, Stabsonde, Lawinenschaufel) sowie die sogenannten Kameradenhilfe für verschüttete Begleiter müssen praktisch geschult werden, damit wirksam geholfen werden kann.

Übung Verschütteten-Suche mit LVS-Gerät und Sonde

APA/Gindl

Üben mit LVS-Gerät und Stabsonde

In vielen Teilbereichen ließen sich auch die Aktivitäten professioneller Freerider und Filmer in Öffentlichkeits- und Trainingsarbeit einbauen, sagt Lindenberg. Diese Leute seien oft auch mit den neuen sozialen Netzwerken im Internet bestens vertraut, über die ein Teil der Kommunikation künftig laufen müsse.

Freeride-Bewegung einbinden

Ein Beispiel ist neben anderen Gruppen das Team von „Freeride Experience“ des gebürtigen Pinzgauers Volker Hölzl aus Zell am See, der im Sommer in Wien lebt; oder das Peer-Group-Education-Projekt „risk & fun“ der Österreichischen Alpenvereinsjugend. Bei einer Zusammenarbeit mit den Gletscherbahnen im Kaunertal wurde dabei auch das Programm „check your line“ für junge Snowboarder entwickelt. In der Steiermark gibt es Vergleichbares im schulischen Bereich: „boarderchallenge“ ...

Links: