Wieder Debatte um Sommerzeit

Die Umstellung auf die Sommerzeit in der Nacht auf Sonntag spaltet jedes Jahr die Meinung: Während sich die einen um eine Stunde länger Licht am Abend freuen, sprechen sich Mediziner, aber auch der Salzburger Landtag dagegen aus.

Der Landtag forderte Abschaffung der Sommerzeit, obwohl er dabei nicht mitentscheiden kann. Die Zeitumstellung ist längst EU-weit verbindlich geregelt. Diese Richtlinie läuft allerdings nächstes Jahr aus. Noch ist offen, ob sie verlängert wird.

Unterschiedliche Erfahrungen in der Schule

Die Erfahrungen mit der Sommerzeit sind unterschiedlich - so zum Beispiel in der Neuen Mittelschule in Straßwalchen (Flachgau). Hier beginnt der Unterricht täglich bereits um 7.30 Uhr. Viele sind um diese Uhrzeit noch nicht ganz hellwach. Die Kinder freuen sich trotzdem auf die Zeitumstellung: „Man kann länger draußen bleiben, es ist länger hell. Aber man muss dafür eine Stunde aufstehen“, sagt die zehnjährige Schülerin Celine Pötzelsberger.

Müder Schüler liegt auf der Schulbank

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Viele Schüler werden am Montag müde in den Klassen auftauchen

Lehrer und Schulleitung sehen die Sache etwas anders: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Zeitumstellung für die Kinder nicht sehr gut ist, weil früh mit dem Unterricht beginnen und die Kinder mindestens zwei Wochen benötigen, diese Zeitumstellung zu schaffen“, sagt Mittelschuldirektorin Christine Färberböck.

Landwirte wie Ulrike Lengauer in Obertrum (Flachgau) müssen auch eine Stunde früher in der Stall. Die Kühe werden hier täglich um 6.00 Uhr gemolken. Wieso ab der Sommerzeit nicht einfach um eine Stunde später? „Gehen tut’s schon - aber wir wollen zu einer gewissen Zeit gehen, damit wir wieder fertig sind.“ Die Zeitumstellung sei für die Tiere aber kaum mehr ein Problem.

Wirte freuen sich über mehr Geschäft

Die Wirte freuen sich über die Sommerzeit - denn Gastgärten füllen sich mit der Zeitumstellung mehr und mehr füllen: „Man hat einfach mehr Gäste - man merkt deutlich, dass einfach mehr Gäste unterwegs, weil mehr Zeit haben, den Abend zu genießen“, Matthias Kohlstätter vom Gasthof Pflegerbrücke in Salzburg-Eichet.

Auch beim benachbarten Gasthof Mostwastl ist Wirt Rudolf Unterberger derselben Meinung: „Das Gartengeschäft ist natürlich am Abend länger - und es ist für die Leute viel netter, als wenn es um 19.00 Uhr schon finster ist.“

Sommerzeit spart keine Energie

Eingeführt wurde die Sommerzeit erstmals im Jahr 1916 und dann ab 1980 - in der Hoffnung, das Tageslicht besser auszunutzen und Energie zu sparen.

Doch dieses Ziel wurde nicht erreicht: „Es lässt sich sagen, dass das, was sich an Beleuchtungsstrom einsparen lässt, weil der Abend länger hell ist, durch erhöhten Heizbedarf am Morgen wieder wettgemacht wird“, sagt Sigi Kämmerer, Sprecher des Landesenergieversorgers Salzburg AG. „Durch die Zunahme der Klimaanlagen in den letzten Jahren und die längeren Betriebszeiten durch die längeren, wärmeren Abendstunden verkehrt sich das ins Gegenteil. Das Thema ‚Energiesparen‘ lässt sich mit der Sommerzeit definitiv nicht mehr belegen.“

Auch wenn sie keine Energie spart, ist die Sommerzeit beliebt: Nach einer aktuellen Umfrage ist nicht einmal ein Fünftel der Österreicher gegen die Zeitumstellung.

Wanduhr vor Umstellung auf Sommerzeit

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Neurologe plädiert für Sommerzeit-Abschaffung

Dennoch plädiert Eugen Trinka, Neurologie-Primar an den Salzburger Landeskliniken, für die Abschaffung der Sommerzeit: „Es ist vor allem so, dass man nicht alle Menschen so ohne Weiteres eine Stunde umstellen kann. Eine ganze Nation muss diesen Schlafmangel kompensieren. Dann sollen sie die gleiche Arbeitsleistung bringen, die Kinder sollen um die gleiche Zeit ins Bett gehen - das funktioniert so nicht.“

„Durch die Umstellung auf die Sommerzeit verlieren wir eine Stunde, weil wir üblicherweise später ins Bett gehen - und wir stehen früher auf“, sagt Trinke. „Für die Menschen ist ein ausreichender Schlaf ein wesentlicher Faktor für die Gesundheit.“

Eines weiß der Mediziner aber auch: „Vorteil hat’s für die Freizeitaktivitäten, weil man länger draußen sein kann. Man kann länger Sport betreiben - das ist das, was auch vielen Leuten sehr viel bedeutet. Ich glaube aber, dass die Gesundheit vorgeht.“

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