Sozialvereine: Erste Warnstreiks der Angestellten

Private Pflegekräfte und Mitarbeiter von sozialen Organisationen planen Warnstreiks für Donnerstag und Freitag. Zwischen Forderungen der Gewerkschaft und Angeboten der Arbeitgeber klaffen auch nach der fünften Verhandlungsrunde große Lücken.

Volkshilfe

ORF

Die fünfte Verhandlungsrunde ist zuletzt gescheitert

2,45 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung - das war das jüngste Angebot der Arbeitgeber. Thema des Arbeitskampfes sind aus gewerkschaftlicher Sicht nicht nur höhere Gehälter. Die Angestellten wollen eine 35-Stunden-Woche und die Angleichung ihrer Gehälter an die Struktur der Pflegekräfte im Landesdienst. Diese verdienen im Durchschnitt etwa 300 Euro im Monat mehr als Privatangestellte bei Hilfsvereinen.

Höhere Löhne schon lange ein Thema

Es geht der Gewerkschaft bei diesem Arbeitskampf nicht nur um Mitgliedsbetriebe, Vereine bzw. Institutionen, die formal und kollektivvertraglich in der so genannen „Sozialwirtschaft“ zusammenfasst sind - wie zum Beispiel die sozialdemokratische Volkshilfe oder das christlich-soziale Hilfswerk.

Gerald Forcher vom Gewerkschaftsbund (ÖGB) betont, dass die Forderungen der Privatangestellten auch Vereinigungen wie Caritas, Diakonie, Lebenshilfe und viele andere Akteure in der Sozialbranche betreffen würden. Diese seien mitunter in anderen Systemen für Kollektivverträge angesiedelt. Die Grundproblematik mit niedrigen Löhnen und reformbedürftigen Arbeitsbedingungen sei jedoch gleich bzw. ähnlich.

Was sagen Arbeitgeber zu den Forderungen?

Die zuletzt vorgeschlagenen Lohnerhöhung von 2,45 Prozent wäre der beste Abschluss seit Jahren, betont zum Beispiel Hermann Hagleitner, Arbeitgebervertreter und Geschäftsführer des Salzburger Hilfswerkes: „Von unserer Seite sind wir am Dienstag mehr als über die Schmerzgrenze gegangen. Wenn man unsere Verantwortung sieht, dann konnten wir nicht mehr weiter gehen.“

Doch das ist den Angestellten zu wenig. Viele kämpfen schon seit Jahren um bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung.

„Zu wenig Geld, immer mehr Ehrenamtler“

Eine Mitarbeiterin bei einem Sozialverein im Salzburger Pinzgau sagte dem ORF, die Arbeitgeberseite beschäftige in vielen Institutionen zunehmend Freiwillige und Ehrenamtliche, um die Lohnkosten zu senken. Generell seien Gehälter niedrig, während die Lebenshaltungskosten auch auf dem Land dauernd steigen würden.

Eine Annäherung sei derzeit nicht in Sicht, betont Gewerkschafter Gerald Forcher: „Die Zeichen stehen so, dass es Donnerstag und Freitag zu Betriebsversammlungen während der Arbeitszeit und zu ersten Warnstreiks kommen wird.“ Allein in Salzburg dürften etwa 1.500 Beschäftigte bei Lebenshilfe, Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Pro Mente, Volkshilfe Lebenshilfe und anderen Sozialvereinen bzw. Institutionen von den Debatten über Kollektivverträge, Gehalts-, Arbeits- und Armutsdebatten betroffen sein.

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