Österreichs Koreaner bleiben cool

Viele der in Salzburg lebenden Südkoreaner sehen die Debatten um den Kommunisten Kim Jong-un im nördlichen Bruderland ruhig und gelassen. Der Diktator lässt Nuklearbomben und Raketen testen, während ihm die USA mit Krieg drohen.

Hongmi Kang lebt seit 30 Jahren in Salzburg. Sie arbeitet an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Salzburg und ist ehrenamtliche Obfrau eines Vereins, dem einige ihrer Landsleute in Österreich angehören: „Das Ausland sagt schon immer, Korea sei insgesamt eine Zeitbombe. Aber in Korea selbst war es eigentlich immer ruhig.“

Koreaner in Salzburg

ORF

Junge Köche im koreanischen Restaurant beim Mirabellgarten. Manche könnten meinen, sie verstehen die Aufregung nicht

Keine Angst zu spüren, das Leben geht weiter

In der Nähe des Salzburger Mirabellgartens gibt es ein koreanisches Restaurant, in dem sich auch Österreichs Koreaner gerne treffen. Kaum jemand will sich zum Diktator im nördlichen Nachbarland ihres demokratischen Staates Südkorea äußern. Wirklich beunruhigt oder verängstigt scheint niemand zu sein. Beim ORF-Lokalaugenschein haben wir jedenfalls niemanden kennengelernt - auch keine Empörung weit und breit.

Vertrauen auf die USA

Warum so cool? Rudolf Aichinger ist Konsul für Südkorea in Salzburg: „Für die Koreaner ist es wirklich nicht das große Thema erstaunlicherweise. Der koreanische Botschafter in Wien hat mir gerade wieder vor kurzem erzählt, das Leben in Südkorea nimmt seinen gewohnten Verlauf. Man sei die Provokationen aus dem Norden seit vielen Jahren gewohnt. Man ist sich der eigenen Stärke sicher und auch der Tatsache, dass die Amerikaner weiter den Schutzschild bieten.“

„Zu Hause macht sich kaum jemand Sorgen“

Yoon Kuk Lee ist Dirigent und lehrt seit mehr als 40 Jahren an der Universität Mozarteum: „Die Leute zu Hause leben in der Überzeugung, es kommt sicher kein Krieg. Weil ich hier in Österreich wohne, mache ich mir natürlich viel mehr Sorgen als die Leute zu Hause.“ Bei Kriegen habe es schließlich noch nie Gewinner gegeben, sagt der Dirigent.

Geschäftsmann: „Virtueller Konflikt“

Konsul Aichinger betont, in Südkorea sei man sich sicher, dass der Diktator im Norden die rote Linie genau kenne und sie nicht überschreiten werde: „Es ist allen klar, wenn es Krieg geben sollte, dann wird es sein Regime nicht mehr geben, und auch ihn selbst nicht mehr.“

Die Firma Geislinger in Hallwang (Flachgau) ist im Schiffbau tätig. Sie betreibt seit 2015 ein Werk in Südkorea und beschäftigt dort 50 Mitarbeiter, sagt Manager Cornelius Geislinger: „Bei uns läuft alles weiter wie bisher. Es hat keinen Einfluss auf Tagesgeschäfte. Für uns ist das alles eigentlich eine virtuelle Aufregung. Wir sehen das nicht als Bedrohung, sondern wir lesen darüber.“

Das Säbelrasseln in Ostasien hält die Welt weiter in Atem. Und das Tauziehen um eine Lösung des Konflikts geht weiter.

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Keine Panik unter Koreanern

ORF-Redakteurin Christina Sonntag hat sich bei den Koreanern in Salzburg erkundigt, wie sie die Lage sehen.