Ex-Buchhalterin von Werbeagentur angeklagt

Einer 51-jährigen Deutschen wird Untreue und schwerer Betrug vorgeworfen. Sie soll bei ihrem früheren Arbeitgeber, einer inzwischen insolventen Salzburger Werbeagentur, 6,8 Millionen Euro Schaden verursacht haben.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat beim Landesgericht Salzburg Anklage wegen Untreue und schweren Betruges gegen die Buchhalterin einer ehemaligen Salzburger Werbeagentur eingebracht. Das Verfahren gegen vier ehemalige Geschäftsführer wurde hingegen eingestellt. Wie eine Sprecherin der WKStA am Dienstag auf Anfrage der APA erklärte, beträgt der Schaden aus dem Untreuevorwurf rund 4,4 Millionen Euro und der Schaden aus dem Betrugsvorwurf rund 2,4 Millionen Euro.

Ob die Beschuldigte vor Gericht ein Geständnis ablegen wird, ist noch unklar. Ihr Verfahrenshelfer, der Salzburger Rechtsanwalt Stefan Hornung, sagte, er habe sich in den umfassenden Akt eingearbeitet, könne derzeit aber noch keine definitive Aussage treffen, wie sich die Frau verantworten werde.

Strafrahmen: Ein bis zehn Jahre Haft

Die Anklageschrift gegen die bisher Unbescholtene ist rechtswirksam. „Es wurde kein Einspruch erhoben“, sagte Gerichtssprecher Peter Egger. Einen Verhandlungstermin gibt es noch nicht. Zuständig für das Verfahren ist ein Schöffensenat. Der Strafrahmen in diesem Fall reicht von einem Jahr bis zu zehn Jahren Haft. Der gerichtlich beeidete Sachverständige, Unternehmensberater Matthias Kopetzky, hat ein Gutachten erstellt.

Die Salzburger Werbeagentur Ideenwerk GmbH schlitterte vor zwei Jahren in Konkurs: Das Insolvenzverfahren ist im Mai 2015 am Landesgericht eröffnet worden, damals wurde die Schließung der 1997 gegründeten Firma angeordnet. „Die Insolvenzursachen liegen in einer allfälligen Veruntreuung von Geldern in Höhe von rund 2,8 Mio. Euro“, informierte damals der Österreichische Verband Creditreform. Laut Gläubiger- und Kreditschutzverbänden schwankten die Passiva der Firma zwischen rund einer Mio. und 4,5 Mio. Euro, die Aktiva waren nicht bekannt. Von dem Konkurs betroffen waren 28 Dienstnehmer und über 70 Gläubiger.

Affäre nach Zeitungsbericht aufgeflogen

Der Firmengründer hatte 2015 gegenüber Medien erklärt, dass die freischaffende Buchhalterin über mehrere Jahre hindurch hohe Geldbeträge abgezweigt haben soll. In wirtschaftlich starken Monaten sollen es bis zu 80.000 Euro gewesen sein. Laut dem Firmengründer habe es offenbar eine doppelte Buchführung gegeben.

Der Fall war durch einen Bericht der Zeitung „Bild am Sonntag“ publik geworden. Ihr zufolge habe die Deutsche ihren feudalen Lebensstil damit gerechtfertigt, dass ihr Vater das Patent der Spalt-Tablette besessen habe und sie jeden Monat Geld aus einer Stiftung bekomme.

Anklage: Bei Barauszahlungen betrogen

Die Frau soll in Salzburg ein Luxusappartement bewohnt haben. Um Firmengeld der Salzburger Agentur abzweigen zu können, soll sie beispielsweise auf einer vom Firmenchef unterschriebenen Barauszahlung von 1.000 Euro die Ziffer drei davor gesetzt und dann 31.000 Euro abgehoben haben. Die Differenz von 30.000 Euro soll in ihre eigene Tasche geflossen sein. Ein anderes Mal habe sie eine Designer-Couch und andere Möbel für 24.000 Euro auf Firmenkosten geordert.

Die Werbeagentur brachte im April 2015 eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Salzburg über den Betrugsverdacht ein. Der Akt wurde dann an die WKStA weitergeleitet. Ein Prozesstermin ist noch nicht bekannt.

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