Neues Buch gibt Einblick in Süchte

Ein neues Buch des Gerichtspsychologen Reinhard Haller gibt Einblicke in das Suchtverhalten. Für viele Menschen sind Zigaretten, Alkohol oder andere Drogen ein Problem: Sie rauchen oder trinken mehr als sie wollen, sind also süchtig.

Wer süchtig ist, der ist nicht mehr frei. Um diese einfache Erkenntnis kreist das neue Buch des bekannten Gerichtspsychiaters Reinhard Haller, erschienen im Ecowin-Verlag. Der Raucher hält sich fest an seiner Zigarette, der Trinker vermeidet den klaren Blick auf Tatsachen, der Medikamentenabhängige stellt sich den eigenen Bedürfnissen nicht.

Hallers Buch gibt keine Ratschläge, sondern nüchterne Einblicke in die Mechanismen der Sucht. „Wenn man über die Abläufe des Suchtgeschehens gut Bescheid weiß, dann ist das meines Erachtens einer der besten Schutzfaktoren, die es überhaupt gibt“, sagt Haller.

Jährlich 4,2 Millionen Tote durch Rauchen

Der Psychiater nimmt der Zigarette den Mythos: 4,2 Millionen Todesopfer jedes Jahr - weltweit. Hallers Erklärung: Das Rauchen wird zum Reflex - ohne nachzudenken, wird es völlig in den Tagesablauf integriert.

Neues Buch über Süchte

ORF

Pro Jahr sterben weltweit 4,2 Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens

Es stelle sich die Frage, warum sich so viele am Serienkiller festsaugen, sagt Haller. „Rauchen zeugt nicht gerade - wie oft vorgegaukelt - von besonderer Männlichkeit, Lässigkeit, Coolness oder Erwachsen sein. Vielmehr ist es wie ein Festsaugen an einer weiblichen Brust, von der man vielleicht zu wenig bekommen hat.“

Medikamentensucht ist „weiblich“

Beim Thema „Alkohol“ gibt Haller vor allem Tipps für den suchtfreien Konsum. Denn Alkohol zu vermeiden, sei in unserer Gesellschaft kaum möglich. Keinesfalls sollte man alleine trinken. Wenn überhaupt, solle man nur trinken, wenn man glücklich ist, und nicht, um Probleme zu vergessen, warnt der Experte.

Neues Buch über Süchte

ORF

Medikamentensucht ist vor allem bei Frauen häufig, sagt Reinhard Haller

Erschreckend sind die Erkenntnisse des Autors über die „weiblichste“ Sucht von allen, die Medikamentensucht. Trinkende und rauchende Frauen gelten als vulgär, daher würden Frauen bevorzugt zu Medikamenten greifen, beobachtet Haller.

„Umgang mit Sucht muss gelernt werden“

„Frauen haben natürlich genauso viel Suchtpotenzial wie Männer und genauso viel Grund, etwas zu nehmen. Sie nehmen Substanzen, die klein sind, keinen Mundgeruch verursachen, die man leicht transportieren kann und die man möglicherweise sogar verschrieben bekommt.“

Neues Buch über Süchte

ORF

Einen einfachen Ausweg gibt es laut Haller nicht. Wer süchtig ist, habe Suchtpotenzial und müsse lernen, damit zu leben, betont Haller. „Wenn quasi einmal die Sicherungen durchgebrannt sind und nicht mehr wiederhergestellt werden können, dann bleibt die Suchtgefahr als solche bestehen. Aber man kann problemlos mit ihr auskommen, wenn es einem gelingt, das süchtige Verhalten zu vermeiden.“