Saisonniers: Wiener statt Ostdeutsche gesucht
Köche, Servierpersonal und Zimmermädchen sind in den Tourismusregionen in Westösterreich speziell im Winter sehr gefragt. Das Arbeitsmarktservice (AMS) Bischofshofen (Pongau) will diese jetzt vor allem in der Bundeshauptstadt Wien anwerben: „Wir müssen uns noch stärker mit der überregionalen Vermittlung beschäftigen“, sagte AMS-Vorstandsmitglied Johannes Kopf Donnerstagabend bei einem Hintergrundgespräch der Tourismusvertreter in der Bundeswirtschaftskammer. Die überregionale Vermittlung sei „weniger eine Frage der Zumutbarkeit als des Aufzeigens von Chancen“, so Kopf.
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Jobbörse im Sommer, Schnuppertage in Betrieben
Die Pongauer wollen nun ein Modell, mit dem sie vor gut zehn Jahren in Deutschland erfolgreich um Saisonarbeitskräfte warben, auf Wien umlegen. Mit Jobbörsen und Schnuppertagen in den heimischen Betrieben wurden gezielt Tourismusfachkräfte im Norden Deutschlands für die Salzburger Wintersaison angeworben. „In Spitzenzeiten hatten wir im Pongau rund 1.000 Arbeitskräfte aus Deutschland“, sagte Thomas Burgstaller, Leiter des AMS Bischofshofen.
Doch durch die gute Konjunktur in Deutschland finden sich jetzt kaum noch ostdeutsche Kellner und Köche. Deshalb wendet man sich im Pongau nun dem Potenzial im Osten Österreichs zu: „Wir laden die Menschen ein, die Betriebe kennenzulernen, und wollen ihnen die Chancen aufzeigen“, sagte Burgstaller. Eine erste Jobbörse in Wien könnte im Sommer stattfinden. Danach soll es Schnuppertage in den Betrieben geben, um die Fachkräfte für den Winter zu gewinnen.
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„Brauchen Arbeitskräfte dort, wo Arbeit ist“
Petra Nocker-Schwarzenbacher, Bundesobfrau der Sparte Tourismus-Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer und Hotelbetreiberin in St. Johann im Pongau, betonte, dass Koch in Wien kein Mangelberuf sei - in den Tourismusgebieten Westösterreichs hingegen schon: „Die Jobchancen im Tourismus sind zunehmend in den westlichen Bundesländern. Wir brauchen die Arbeitskräfte dort, wo die Arbeit ist.“
Verschiedene Anreize vorgeschlagen
Sechs Prozent aller Beschäftigten in Österreich arbeiten im Tourismus. Die Branche sei zwar sehr dynamisch, habe aber große regionale und saisonale Unterschiede, sagte AMS-Vorstandsmitglied Kopf. Er will Anreize setzen, um Arbeitskräfte mobiler zu machen. Das könnte ein Kombilohn für jene Arbeitslosen sein, die weiter weggehen, als ihnen zumutbar wäre. Auch eine Übersiedlungsbeihilfe oder eine Förderung für die doppelte Wohnsitzführung kann sich Kopf vorstellen.
Nocker-Schwarzenbacher will dagegen über ein Kurzarbeitszeitmodell nachdenken, mit dem am Ende der Saison Mitarbeiter durch Reduktion der Stunden länger im Betrieb gehalten werden können. Auch das würde die Attraktivität der Tourismusarbeitsplätze erhöhen. Und der Bischofshofener AMS-Leiter Burgstaller regte Shuttledienste der Betriebe für ihre Mitarbeiter an. Denn ein Job in den westösterreichischen Tourismusgebieten scheitere immer wieder an fehlender Kinderbetreuung oder an fehlenden öffentlichen Verkehrsmitteln.
Link:
- Gastronomie fehlen hunderte Köche (salzburg.ORF.at; 11.10.2016)