Familiäre Gewalt noch immer Tabuthema

Experten kritisieren, dass sich auf dem Land viele Opfer von familiärer Gewalt noch immer nicht trauen würden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das betreffe besonders kleine Gemeinden, heißt es beim Gewaltschutzzentrum.

1.155 Salzburger suchten im vergangenen Jahr beim Gewaltschutzzentrum in Salzburg um Hilfe an. 90 Prozent der Gewaltopfer sind Frauen. Die Betroffenen suchen die Schuld anfangs oft bei sich selbst. Auf dem Land komme noch dazu, dass sich viele Opfer aus Schamgefühl nicht beim Gewaltschutzzentrum melden.

Stadt-Land-Gefälle bei professioneller Hilfe

Landesweit betreut die Einrichtung jährlich bis zu 1.200 Betroffene. Dabei überwiegen die Stadt Salzburg und die Umlandgemeinden aber klar. Aus kleineren Orten wenden sich vergleichsweise wenige an die Hilfseinrichtungen oder die Polizei. „In der Stadt kommt den Betroffenen die Anonymität zu Hilfe, dass sie sich eher an uns wenden. Je kleiner der Ort ist, umso schwieriger wird es, weil hier natürlich Nachbarn und das Umfeld oft sehr zögerlich reagieren und wir hier auch die Erfahrung machen, dass viele am Land der Meinung sind, dass hier professionelle Hilfe nicht gebraucht wird und die Probleme innerhalb der Familie gelöst werden können“, sagt Renee Mader, Geschäftsführerin vom Gewaltschutzzentrum.

Gewalt in allen sozialen Schichten

Gewalt in der Familie kann sich in vielen Formen äußern - mit Schlägen, in Form von Psychoterror und totaler Kontrolle. Die Hilfseinrichtung beobachtet weiters, dass Gewalt in der Familie quer durch alle Gesellschafts- und Bildungsschichten im gesamten Bundesland verbreitet ist. Einen klaren Trend verzeichnet das Gewaltschutzzentrum bei der Sensibilität von Polizei und Gerichten - hier würden Gewaltfällte heute ernster genommen werden, als noch vor zehn Jahren, sagte Renee Mader.