Glas-Gipfelkreuz zerstört: Vandalenakt?

Auf der Schartwand im Tennengebirge ist das erste und einzige Gipfelkreuz der Welt zerstört worden, das komplett aus Glas ist. Initiator Roland Steiner befürchtet eine mutwillige Tat wie in Tirol oder Bayern. Der Schaden an dem Kunstprojekt wurde Freitag entdeckt.

Erstes gläsernes Gipfelkreuz zerstört Schartwand Tennengebirge

David Wallmann

Es wird nun genau geprüft, ob hier ein Hasser von Gipfelkreuzen am Werk war. In anderen Alpenregionen gab es schon mehrere Vorfälle ähnlicher Art gegen Holzkreuze.

Der Gipfelbereich der 2.339 Meter hohen Schartwand ist von Winterstürmen komplett freigeblasen worden, sagte der Skitourensportler David Wallmann aus St. Koloman (Tennengau) am Freitag dem ORF, nachdem er das möglicherweise von Vandalen zerstörte Kreuz zufällig entdeckt hatte: „Ich bin über die Tauernscharte von Süden her auf das Hochplateau gegangen. Bei meiner Rundtour über mehrere Gipfel habe ich auf der Schartwand dann diese Misere entdeckt. Es ist sehr schade um dieses schöne Gipfelkreuz.“

Initiator Steiner vermutet Vandalenakt

Wallmann hatte den Gipfel schon einige Zeit wieder verlassen, als am Freitag dann auch noch der Initiator des Projektes, Roland Steiner aus der Stadt Salzburg, mit Tourenski den höchsten Punkt erreichte. Dieser zweite Winterbergsteiger an diesem Ort und an diesem Tag hatte vor kurzem erste Hinweise bekommen, dass sein vor Jahren gebautes Kreuz nun zerstört sei. Kunstfreund Steiner sicherte Spuren: „Ich schließe hier nach ersten Untersuchungen ein mutwilliges Zerstörungswerk keinesfalls mehr aus. Das Kreuz liegt deshalb so auf dem Boden, weil es - ähnlich wie eine Windschutzscheibe beim Auto - aus sicherem Verbundglas mit mehren Schichten und einer plastischen Zwischenschicht hergestellt ist.“

Bildergalerie:

Gipfelkreuz-Hasser am Werk?

Steiner dokumentierte Freitag die Sachlage fotografisch und werkstofftechnisch. Der Extremsportler will sich in den nächsten Tagen mit Fachleuten um die genaue Aufklärung kümmern: „So viel kann ich jetzt schon sagen, ein Sturmschaden durch Winddruck oder andere Faktoren ist das nicht. Auch größere Temperaturunterschiede im Hochgebirge sind kein Problem für Glas und bedeutungslos für die Festigkeit.“

Genaue Prüfung mit Fachleuten

Könnte menschliche Zerstörungswut die Ursache sein? Wie bei anderen Gipfelkreuzen in den letzten Monaten? Besonders in Bayern und Tirol gehen deswegen die Wogen hoch. Steiner tendiert stark zu der Vermutung, dass es hier genau um solche Dinge gehe. Er kündigte Freitagabend gegenüber dem ORF eine genaue Auswertung der Spuren an. Die werkstoffliche Untersuchung soll Klarheit bringen. Und davon hänge auch die weitere Vorgangsweise ab. Wenn es ein Vandalenakt ist, dann sei damit zu rechnen, dass auch jedes neue Kreuz wieder zerstört würde, so Steiner.

Das gläserne Gipfelkreuz hatte er vor Jahren als ehrenamtliches Projekt geplant und verwirklicht. Es war 2,50 Meter hoch, 1,40 Meter breit und soll zur guten Erinnerung an alle dienen, die in Salzburgs Bergen umgekommen sind. Bis vor einigen Jahren konnten Werkstücke in dieser Größe und Qualität noch gar nicht produziert werden. Es sei auch aus technischer Sicht eine Meister- und Pionierleistung, sagen Experten.

Einzigartiges Werkstück von Gasperlmair

Das Kreuz entstand vor einigen Jahren in der Werkstatt des Pongauer Alpinisten und Glasverarbeiters Josef Gasperlmair in Wagrain – in einem der wenigen Unternehmen weltweit, die eine solche Bearbeitung samt entsprechendem Glasschnitt durchführen können. Gasperlmair übernahm damals als Sponsor einen Großteil der Gesamtkosten des Projektes: 25.000 Euro. Ehrenamtler und Extrembergsteiger Roland Steiner kümmerte sich um den Bau des robusten Sockels, den Hubschraubertransport und die Errichtung.

Wann und wie das kaputte Kreuz nun entfernt bzw. erneuert werden könnte, das steht noch nicht fest. Ein möglicher Vandalenakt könnte in weiten Kreisen in Salzburg, Tirol und Oberbayern und weit darüber hinaus für große Empörung und weiter heftige Diskussionen über den oder die „Kreuzkiller“ sorgen.

Gerald Lehner, salzburg.ORF.at

Links