Stadtpolitik Hallein: Todesfall und Rückzug

Der zweite Vizebürgermeister der Stadt Hallein (Tennengau), Walter Reschreiter, ist Mittwochfrüh völlig überraschend verstorben. Fast gleichzeitig kündigte Bürgermeister Gerhard Anzengruber (ÖVP) für 2018 seinen Rücktritt an.

Der 56-jährige Walter Reschreiter war Mitbegründer des Vereins Laube, der sich um die Nachbetreuung und Beschäftigung chronisch psychisch kranker Menschen kümmert. Wie Laube-Geschäftsführer Alois Autischer der Austria Presse Agentur (APA) mitteilte, dürfte Reschreiter einem Herzinfarkt erlegen sein.

Walter Reschreiter, Vizebürgermeister von Hallein

ORF

Walter Reschreiter (im Bild in einem ORF-Interview) verstarb Mittwochfrüh überraschend

Der auch im Privatleben und in Ehrenämtern sozial engagierte Sozialdemokrat Reschreiter war im November 2015 - ohne seine Parteikollegen zu informieren - aus der SPÖ ausgetreten, offenbar weil die Partei seine Forderung, mehr Flüchtlinge in Hallein unterzubringen, nicht mittragen wollte. „Ich schüttle diesen Ballast ab. Intrigen und Geheimgespräche - dafür ist mir meine Lebenszeit zu schade“, rechtfertigte er sich später in einem Zeitungsinterview für seinen Schritt. Reschreiter blieb aber weiterhin parteifreier Vizebürgermeister von Hallein.

Auch sonst war Reschreiter in der Halleiner Politik als streitbarer Politiker bekannt. Schon in der Ära des früheren Bürgermeisters und jetzigen Landeshauptmann-Stellvertreters Christian Stöckl (ÖVP) hatte Reschreiter die politische Streitkultur in der Halleiner Gemeindestube maßgeblich mitgeprägt.

Intensive Beschäftigung mit NS-Euthanasieforschung

Reschreiter hinterlässt eine Frau, zwei Söhne und eine Tochter. Der gebürtige Linzer war zunächst wegen eines Psychologie-Studiums nach Salzburg gekommen, das er später jedoch abbrach. In dieser Zeit begann er sich verstärkt mit der NS-Euthanasieforschung zu beschäftigen. Zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen verlegte er „Stolpersteine“ in der gesamten Stadt.

Zuletzt arbeitete Reschreiter daran, die deutsche Euthanasieausstellung „Erfasst, verfolgt, vernichtet - Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“ nach Salzburg zu holen. Sie soll Ende Februar an der Universität Salzburg eröffnet werden.

Bürgermeister Anzengruber tritt 2018 zurück

Fast gleichzeitig sickerte am Mittwoch durch, dass der Halleiner Bürgermeister Gerhard Anzengruber (ÖVP) angekündigt hat, sich im Jahr 2018 aus der Politik zurückziehen zu wollen. Seit Juni 2013 leitet Gerhard Anzengruber als Bürgermeister die Geschicke der Tennengauer Bezirkshauptstadt Hallein.

Er folgte Christian Stöckl nach, der in die Landesregierung gewechselt hatte. In der Gemeindepolitik ist der gelernte Zöllner und Polizist seit 1997 aktiv - zunächst als Gemeindevertreter und dann viele Jahre als Vizebürgermeister.

gerhard anzengruber

ORF

Bürgermeister Gerhard Anzengruber kündigte für 2018 seinen Rücktritt an

Stadtchef will in Pension gehen

Im Juni 2018 werde er 60 Jahre alt und wolle nach 45 Berufsjahren in Pension gehen, begründete Anzengruber seinen Schritt. Er habe sich immer als Übergangsbürgermeister verstanden und seine Aufgabe auch darin gesehen, die ÖVP Hallein zu verjüngen. Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gibt es noch nicht - darüber werde die ÖVP Hallein im Lauf des nächsten Jahres beraten.

Zuletzt gab es an Anzengruber heftige Kritik in Hallein - unter anderem wegen des Platzens der Zusammenarbeit im Stadtmarketing und wegen der Einführung von kostenpflichtigem Kurzparken auf der Pernerinsel bei Hallein. Deswegen ließ die Opposition in der Salinenstadt im Dezember auch einen Budgetbeschluss platzen - mehr dazu in Eklat in Hallein: Budgetbeschluss vertagt (salzburg.ORF.at; 16.12.2016).