Hitlers Hauptwerk kommentiert: Preis für Salzburger
Die deutsche Bundeskanzlerin überreicht den Preis. Am 31. Dezember 2015, also vor fast elf Monaten, sind die Urheberrechte an Adolf Hitlers Buch „Mein Kampf“ erloschen. Deshalb konnte dieses berüchtigte Hauptwerk des österreichisch-deutschen Politikers, Diktators und millionenfachen Mörders mit einer sehr ausführlichen, fachlich fundierten, verständlichen und kritischen Kommentierung durch das Historikerteam neu herausgegeben werden.
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Wahn und Denken entschlüsselt
Jahrelang hat ein internationales Historikerteam rund um den Salzburger Othmar Plöckinger vielerlei Material gesichtet und zusammengetragen. Es ging dabei auch um eine Dekonstruktion von Hitlers Hetz- und Hasstiraden. Hitler auf dieser Ebene zu verstehen, das heiße aber nicht, Verständnis für seine Sichtweisen bzw. seine Verbrechen zu haben, sagt Plöckinger: „Darum geht es natürlich auf keinen Fall. Es ist aber wichtig zu verstehen, welchen Strömungen er gefolgt ist, und gegen welche Überlegungen er war. Sein gesamter Gedankenkomplex wurde aufgearbeitet, wo und wie er sich in seiner Zeit bewegte.“
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Vieles schrieb Hitler in Salzburgs Nähe
„Mein Kampf“ entstand 1924 bis 1926, einen guten Teil hat Hitler auf dem Obersalzberg zwischen Hallein (Tennengau) und Berchtesgaden geschrieben. Es war Hitlers wichtigste politische Schrift.
Die nun ausgezeichnete kritische Edition habe bisher ausschließlich zu positiven Reaktionen geführt, so der Salzburger Experte: „Selbst wenn sich ein Neonazi kauft und anschaut, dann ist mir das sehr recht. Es wäre sein erster Schritt in die richtige Richtung.“
„Nicht alles Widerliche ist gleich NS-Gedankengut“
Dem Autorenteam geht es auch darum, die Dämonisierung von „Mein Kampf“ beenden zu helfen. Denn Propaganda und Massenpsychologie habe es schon vorher gegeben, Hitler habe das allerdings zu einer „absolut perversen Radikalität und Brutalität“ gesteigert, so der Historiker: „Man sollte sich davor hüten, alles, was politisch widerlich ist, sofort und stets an Hitler messen zu wollen. Nicht alles, was politisch unerfreulich ist, das ist nicht gleich Nationalsozialismus.“
„Der nackte Affe“
Rund 90.000 Exemplare der 2.000 Seiten dicken Edition wurden schon verkauft. Das Original wurde übrigens zwölf Millionen Mal gedruckt und unters Volk gebracht. Das ist die gleiche Auflage wie ein weltweit verbreitetes Sachbuch der Zoologie mit dem Titel: „Der nackte Affe", in dem auf den Menschen Bezug genommen wird.
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Lehr- und wissensreiche Edition
ORF-Redakteur Karl Kern hat sich durch die 2.000 Seiten inklusive der krtischen Kommentare gelesen.
Links:
- Neuausgabe von „Mein Kampf“ begehrt (alzburg.ORF.at; 11.1.2016)
- Leibniz Gemeinschaft