Aufrüstung zum „Stille Nacht“-Jahr

Der Wettlauf um möglichst viele Touristen hat begonnen. Sieben Salzburger „Stille Nacht“-Gemeinden starten schon jetzt intensive Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr 2018. Dann wird das weltberühmte Weihnachtslied genau 200 Jahre alt sein.

1818 ist es in der St. Nikolaus-Kirche von Oberndorf (Flachgau) zum ersten Mal erklungen. Salzburg, Oberndorf, Arnsdorf (auch Flachgau), Hallein (Tennengau), Wagrain (Pongau), Mariapfarr (Lungau) und Hintersee (Flachgau) sind schon mitten in den Vorbereitungen für 2018. Überall haben Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber einst ihre biografischen bzw. beruflichen Spuren als Pfarrer bzw. Lehrer hinterlassen. Es gibt jedoch kaum Exponate aus dieser Zeit, ausgenommen Notenblätter etc.

Stille Nacht Gitarre Aufrüstung im ganzen Land

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Sogar die Gitarre von Josef Mohr wurde schon serienreif nachgebaut - für die kommende Vermarktung

Keiner weiß zum Beispiel, wie Mohr ausgesehen hat. Und es gibt auch keine persönlichen Gegenstände, die erhalten sind. Ein Bauernkasten mit Utensilien aus dieser Zeit soll an den umtriebigen Hilfspriester erinnern, der oft mit den Schiffern von Oberndorf in den Wirtshäuser unterwegs war.

Tieferes Verständnis der Zeit

Leni Zimmerebner ist Kuratorin im Stille-Nacht-Museum: „Mir war es wichtig, das zu erzählen, wie die Menschen in Oberndorf damals gelebt haben, als Josef Mohr hergekommen ist. Es war eine sehr schwere Zeit. So versteht man auch, warum dieses Lied dann so ein Hoffnungslied für die Oberndorfer und später für weite Teile der Welt geworden ist.“

Sogar eine Tür aus der ehemaligen Schifferkirche St. Nikolaus in Oberndorf ist zu sehen, ebenso ein Altar, der aus einer Seitenkapelle der Kirche stammt. 2,7 Millionen Euro wurden in das neue Stille-Nacht-Museum investiert. Mehr als 60 Prozent sind Landesgeld. Möglichst viele Touristen im „Stille-Nacht-Bezirk“ sind auch ein Ziel der intensiven Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr.

Internationaler Tourismus angepeilt

Auch Hallein hat große Pläne. Hier soll der Franz-Xaver-Gruber-Platz mit dem Grab des Komponisten neu gestaltet werden. 1,7 Millionen Euro werden investiert, um einen Lift in sein ehemaliges Wohnhaus einzubauen und die Ausstellungsflächen zu vergrößern, sagt Florian Knopp aus Hallein: „Wir haben nun mehr Präsentationsflächen, nicht mehr nur ein Gruber-Gedächtniszimmer, wo es aussieht, als wäre er gerade aufgestanden und hinausgegangen. In Wirklichkeit gibt es keine Grundrisse dieser Wohnung mehr. Wir werden nun die Originale in Szene setzen und diese vielen Schriftstücke, die bisher im Depot waren.“

Die Joseph-Mohr-Gitarre ist auch ein beliebtes Ausstellungsobjekt. Sie wurde bereits nachgebaut. Nun soll auch noch die Franz-Xaver-Gruber-Orgel restauriert werden. Ein ehrgeiziges Vorhaben, das weitere 600.000 Euro verschlingen wird.

1,7 Millionen des Landes budgetiert

Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) sagt, das Land habe sich finanziell vorbereitet: „Wir haben ein Zweijahres-Budget für 2017 und 2018 mit 1,7 Millionen Euro fixiert. Das entspricht in etwa dem, was wir für das Jubiläumsjahr 2016 ausgegeben haben. Wir hoffen auch auf Beiträge des Bundes und der EU. Denn im Gegensatz zu 2016 ist das auch ein sehr internationales und weltweites Thema.“

Aufrüstung für 2018 in vielen Gemeinden

Die Entscheidung, ob es zum Stille-Nacht-Jubiläum eine Landesausstellung geben soll, die sei noch nicht gefallen, sagt der Salzburger Regierungschef.

Die Stille-Nacht-Gemeinden rüsten dennoch weiter auf. Auch in Wagrain (Pongau) soll ein neues Stille-Nacht-Museum entstehen. 1,9 Millionen Euro werden in die Renovierung des Pfleger-Schlössls gesteckt. In den renovierten Barockräumen werden Objekte zu sehen sein, die an Josef Mohr als Pfarrer von Wagrain erinnern, sagt Carola Marie Schmid vom Kulturverein Wagrain: „Man wird dieses Lied aus vielen Blickwinkeln erleben können. Es erzählt viele Geschichten über das Land und die Region Salzburg. Und diese Geschichten werfen Fragen auf, die man sich 365 Tage im Jahr stellen kann.“

Zeiten der Gegensätze

Tausende Besucher sollen zu Weihnachten 2018 am Grab des Stille-Nacht-Dichters stehen. Beide Stille-Nacht-Helden, die 1818 – wie die meisten Salzburger - in sehr ärmlichen Verhältnissen lebten, hätten wohl nie geahnt, wie berühmt sie einst sein würden. Und wie viel Geld dabei im Spiel ist.

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Hat der Stress schon begonnen?

ORF-Redakteurin Renate Lachinger hat sich auf Spurensuche gemacht, was in Salzburg für 2018 schon alles geplant ist.

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