Prozess Bad Aibling: Beschuldigter geständig

Im Prozess um das Zugsunglück von Bad Aibling (Bayern) mit zwölf Toten hat der angeklagte Fahrdienstleiter am Donnerstag ein Geständnis abgelegt. Der 40-jährige Rosenheimer gab zu, mit seinem Handy gespielt und Signale falsch gesetzt zu haben.

Schwerer Bahnunfall bei Bad Aibling mit Toten und Verletzten

APA / dpa / Paul Winterer

Unfallstelle bei Bad Aibling am Faschingsdienstag 2016

Bei dem Großeinsatz in Oberbayern waren auch Salzburger Rettungskräfte und zwei Salzburger Hubschrauberbesatzungen beteiligt. Es gab zahlreiche Verletzte zu versorgen und abzutransportieren.

Mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen trat der Angeklagte am Donnerstag vor das Gericht in der oberbayerischen Kreisstadt Traunstein, in der Nähe von Salzburg. Minutenlang ließ er sich fotografieren, dann setzte er sich und legte vor dem Richter ein Geständnis ab. Er habe am 9. Februar nicht aufgepasst, weil er mit dem Handy gespielt habe. Deshalb kamen zwei Regionalzüge auf eine eingleisige Strecke, deshalb habe er ein falsches Signal eingeschaltet und den Notruf fehlgeleitet.

Der Beschuldigte sagte heute, er wisse, dass er große Schuld trage, und er sei in Gedanken bei den Toten. Der Prozess begann laut Beobachtern sehr emotional. Erstmals waren der Fahrdienstleiter und Angehörige der Opfer in einem Raum anwesend.

Bildergalerie:

Vorwürfe der Anklage

Für die Staatsanwaltschaft steht menschliches Versagen eindeutig fest. Der Fahrdienstleiter trage die volle Verantwortung. Er habe fatale Fehlentscheidungen getroffen. Tobias Dallmayer ist Sprecher des Landgerichtes Traunstein: „Die Anklage wirft dem Mann fahrlässige Tötung in zwölf Fällen und fahrlässige Körperverletzung in 89 Fällen vor.“

Der 40-jährige Beschuldigte soll im Dienst durch das Spiel auf seinem Mobiltelefon abgelenkt gewesen sein - fast 90 Minuten lang. Neben 13 Zeugen werden bei dem für mehrere Tage anberaumten Prozess auch fünf Sachverständige gehört: „Von diesen Experten haben wir einen IT-Spezialisten, dazu einen Neuropsychologen. Dieser kann Angaben machen, was es an Aufmerksamkeitsverlust bedeutet, wenn man auf dem Handy spielt.“

Justiz rechnet mit starken Emotionen

Die 150 Plätze im Schwurgerichtssaal sind fix vergeben. Die Justiz rechnet bei dem Verfahren auch weiter mit starken Emotionen von Beteiligten, so Gerichtssprecher Dallmayer: „Überlebende, Angehörige von Toten, Geschädigte sind da. Es bleibt abzuwarten, wie die reagieren werden.“ Sieben Prozesstage sind vorgesehen. Dem Rosenheimer drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis.

Ursprünglich gingen die Einsatzkräfte von zehn Toten aus. In den folgenden Tagen bzw. Wochen starben noch zwei Schwerstverletzte.

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Zwölf Tote, 89 Verletzte

ORF-Redakteur Tobias Pötzelsberger berichtet über den Prozessauftakt in Traunstein.

Links: