Migrantenkinder: Herausforderung für Schulen

Am Montag beginnt für 73.000 Salzburger Kinder und Jugendliche wieder die Schule, darunter sind Hunderte, die nicht Deutsch als Muttersprache haben. Lehrer bekommen nun Unterstützung für den Umgang mit Migrantenkindern.

Die Flüchtlingswelle seit einem Jahr nach Europa ist auch an Salzburgs Schulen zu spüren. Deutlich mehr Kinder aus verschiedenen Krisenregionen finden sich in den Klassenzimmern. Die rund 9.000 Pädagogen sehen sich mit Schwierigkeiten und Konflikten konfrontiert, wenn sich in einzelnen Klassen besonders viele Migrantenkinder befinden. Für diese Herausforderungen bekommen die Lehrer dieser Tage Unterstützung an der Universität Salzburg.

Drei Schulen als Vorzeigeprojekte

Als Vorzeigeprojekte gelten die Volksschulen Campus Mirabell, Lehen 2 sowie Liefering 2 in der Landeshauptstadt. Bereits seit 2014 führen die drei Schulen „Willkommensklassen“ für Mädchen und Buben, die kein Wort Deutsch können und oft noch nie eine Schule von innen gesehen haben.

Das funktioniere sehr gut, sagt Ursula Schwarz, Lehrerin an der Volksschule Liefering 2: „Es ist ein Förderblock, in dem die Kinder ein paar Stunden verbringen, um dort alphabetisiert zu werden. Dann gehen sie wieder zurück in Klassen, die ihrem Alter entsprechen und sind dort integriert.“

Migrantenkinder in Schulklasse

ORF

„Willkommensklassen“ sollen helfen Migrantenkinder zu integrieren

Unterschiedliche Erfahrungen in Schulen

Kinder, die kaum oder kein Deutsch sprechen, zu unterrichten, sei dann schwierig, wenn die Strukturen nicht stimmen, sagt Nicole Rees von der Volksschule der Franziskanerinnen: „Das Schwierigste ist, wenn es eine große Gruppe mit beispielsweise 25 Kindern in der ersten oder zweiten Klasse ist. Und wenn dann in diesem Rahmen vier oder fünf Kinder sind, die kaum Deutsch sprechen.“

Peter Ganzberger, Lehrer an der Volksschule Liefering 2, empfindet es als nicht ganz so schwierig: „Alle Kinder sind gleich. Die, die Schwierigkeiten haben, werden bei uns individuell gefördert. Wir haben uns schon gedacht, wie das werden wird. Aber es gibt eigentlich keine Probleme.“

Geschlechterthema als wichtiger Punkt

14.200 Flüchtlingskinder besuchen in Österreich die Schule, fast die Hälfte von ihnen im Osten des Landes. Die neuen Zahlen des Bildungsministeriums zeigen, dass in Salzburg - außer dem Schlusslicht Burgenland - die wenigsten geflüchteten Jugendlichen und Kinder schulpflichtig sind, nämlich lediglich 500.

Trotzdem wollen die Universitäten Salzburg und Mozarteum sowie die Pädagogische Hochschule den Lehrenden drei Tage lang Hilfe anbieten, um Probleme besser bewältigen zu können, sagt Silvia Kronberger von der Pädagogischen Hochschule: „Vor allem das Geschlechterthema ist wichtig, etwa wie man damit umgeht, wenn der Lehrerin nicht die Hand gegeben werden darf. Wir beschäftigen uns mit vielen verschiedenen Kulturen, und das ist sehr wichtig.“

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Migrantenkinder: Herausforderung für Schule

ORF-Redakteurin Romy Seidl hat sich angeschaut, wie sich Lehrer auf den Umgang mit Migrantenkindern im Unterricht vorbereiten.

Kindern Sprache und Kultur vermitteln

Daher sollen die Kinder in der Schule neben der deutschen Sprache vor allem auch die westliche Kultur und demokratische Werte lernen. Doch auch das ist mittlerweile deutlich aufwändiger als früher, sagt Kronberger: „Wenn die Kinder nach Hause kommen, dann sind sie zum Beispiel mit ihrer eigenen Sprache im Internet. So haben sie größere Schwierigkeiten, sowohl die Sprache, als auch die Kultur zu erlernen. Dafür wäre die Ganztagsschule die richtige Antwort.“

Gerade wenn es gelingt, die Kinder über gute Maßnahmen in den Schulstoff hineinzubringen, und sich Freundschaften bilden, dann könne das helfen, sagt Integrations-Experte Kenan Güngör: „Diesen geschützten Raum und diese Freundschaften hatten die Kinder in der Flucht nicht.“