Welser-Möst weiter mit Cleveland Orchestra

Das Cleveland Orchestra bereitet sich auf sein hundertjähriges Bestandsjubiläum vor. Mit Chefdirigent Franz Welser-Möst will das Spitzenorchester der USA die nächsten 100 Jahre angehen. Das teilte der Künstler am Dienstag am Rande der Salzburger Festspiele mit.

Franz Welser-Möst

APA/Georg Hochmuth

Welser-Möst

Auf Erfolg ruhe man sich in den USA eben nicht aus, sondern frage stets: „What’s next?“, betont Franz Welser-Möst. Er werde immer wieder gefragt, warum er nach 14 Jahren immer noch Chefdirigent in Cleveland sei und auch nicht ans Aufhören denke, so der gebürtige Oberösterreicher aus Linz schmunzelnd: „Ich finde dort etwas Einzigartiges vor, ein Biotop, wo man wirklich Dinge kreieren kann.“

Großer Fan seines eigenen Orchesters

Dabei hat sich die Erfolgsgeschichte des Orchesters parallel zum wirtschaftlichen Abschwung seiner Heimatstadt entwickelt: „Bei der Gründung 1918 war Cleveland die fünftgrößte Stadt der USA, heute ist es die 45.“ Umso mehr habe sich die Community aber hinter dem privat finanzierten Orchester versammelt. Mit der Severance Hall verfügt man über einen der besten Konzertsäle der USA: „Dieser Saal beeinflusst stark, wie wir spielen. Die unglaubliche Durchsichtigkeit die er ermöglicht, macht bei uns das typische amerikanische Powerplay überflüssig“, so Welser-Möst.

„Größtes Kammermusikensemble“

Am Klang des Orchesters, an seiner Flexibilität habe er in den vergangenen 14 Jahren intensiv gearbeitet: „Wir versuchen, das größte Kammermusikensemble der Welt zu sein.“

„Das Orchester spielt besser, als es je gespielt hat“, streute auch Gremillet dem Music Director Rosen. „Und das bedeutet viel, wenn man an die große Geschichte des Orchesters denkt.“ Welser-Mösts „Enthusiasmus und seine Vision sind nach 14 Jahren ungebrochen - ich glaube wir wissen alle, wie selten so eine Beziehung in diesem Geschäft ist“.

Viele junge Fans und Zuhörer

Gegründet wurde das Orchester mit dem ausschließlichen Zweck der musikalischen Bildung. Mit einem Publikumsanteil von 20 Prozent unter 25 Jahren erreichen die Clevelander tatsächlich mehr junge Menschen als alle Konkurrenten in den USA. Für den 200er im Jahr 2118 habe man als Ziel formuliert, „dass jedes Kind dieser Stadt mit Musik in Berührung ist“, so Welser-Möst.

Intensive Kontakte pflegt man auch zu den Forschungseinrichtungen der Stadt, um neue Formate und Zugänge zum Medium Oper zu finden. Gleichsam als Schule des gesanglichen Klangs sei es ihm immer wichtig gewesen, mit dem Orchester Oper zu spielen - in Ermangelung eines Hauses habe man sich für den Konzertsaal einiges ausdenken müssen.

„Opera Lab“ mit Filmindustrie in LA

„Es heißt immer, wir machen semi-konzertante Oper - das stimmt nicht“, betont Welser-Möst. Nichts Halbes, sondern etwas Neues sei da am entstehen, zum Teil mit Assistenz aus Los Angeles und der Filmindustrie, zum Teil mit neuen virtuellen Techniken, die man im „Opera Lab“ erstmals anwendet. „Man kann es nicht beschreiben, aber Sie werden es bald sehen“, kündigt Welser-Möst an. Zur Wiener Residenz im Herbst 2017 wird man mit Janaceks „Das schlaue Füchslein“ ein solches Opernexperiment mit in den Musikverein bringen.

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