Kulturvereine auf dem Land unter Druck

Kulturvereine in Landgemeinden geraten immer stärker in die Zwickmühle. Sie sollen attraktive Veranstaltungen für die Region bieten, wissen aber oft nicht, woher das Geld kommen soll. Und meistens hängt alles an einigen wenigen Ehrenamtlichen.

Jazz im Sägewerk Adam Baldych an der Violine

Jazz im Sägewerk

Vor zwei Jahren spielte der legendäre Geiger Adam Baldych beim Snow Jazz 2014 des Kulturvereins Sägewerk in Bad Hofgastein (Pongau)

Ohne sehr viel ehrenamtliches Engagement könnten viele Kulturinitiativen auf dem Land nicht überleben. Zehntausende Gratis-Arbeitsstunden werden geleistet.

Große Nachwuchsprobleme in Zukunft

Auf der anderen Seite geht es um die Professionalisierung des Kulturbetriebs - aber das funktioniert meist nur in größeren Zentren. In Landgemeinden ist ein anspruchsvolles Kulturprogramm schwierig zu verwirklichen. Das Publikum will oft unterhalten werden. Und wenn man die Altersstruktur ansieht, dann merke man, dass ein großes Nachwuchsproblem auf Land und Leute zukomme, sagen Kulturmanager.

Maler in seinem Atelier (Thomas Stadler aus Oberndorf)

ORF

Künstler - wie hier Thomas Stadler aus Oberndorf - fühlen sich oft als „Bittsteller“

„Veranstalter riskieren nicht mehr viel“

Erstes Beispiel ist Altenmarkt (Pongau): Hier komponiert Maximilian Steiner Musik für sein Ensemble „Der Berg“. Doch die Auftrittsmöglichkeiten im ländlichen Bereich sind rar geworden, beobachtet Steiner: „Ich glaube schon, dass die Veranstalter ein bisschen in Deckung gehen. Sie riskieren nicht mehr viel. Und es ist so, dass ein großer Druck drauf ist: Macht Sachen, wo Publikum da ist, und die Wirtschaftlichkeit auch hinhaut.“

In St. Georgen-Holzhausen (Flachgau) ist das Theater seit Jahrzehnten im Wirtshaus angesiedelt und spielt eine wichtige Rolle im Dorf: „Es wird alles in Eigenregie unentgeltlich gemacht - von der ganzen Organisation bis hin zu jeder Kleinigkeit, die im Theaterbetrieb ansteht“, sagt Matthias Hochradl, Leiter des Theaters Holzhausen.

Kleine Theater unter Druck

Auch in Oberndorf (Flachgau) gibt es eine Theatergruppe, die ohne Subventionen auskommen muss. In dieser leerstehenden Lagerhalle eines ehemaligen Geschäftslokals versucht man, Theaterproduktionen anzusiedeln und Geld für die Kulturarbeit aufzutreiben: „Banken wären wichtig - die haben aber alle schon bestehende Vereine, die sie unterstützen“, sagt Stadträtin Caroline Glier (ÖVP). „Bei Kultur sagen sie: ‚Da sind wir schon in so vielen Sparten drinnen‘ oder eher in der Stadt. Aber bei uns ist es eigentlich so, dass uns der Tourismusverband mit der Werbung unterstützt“

Ebenfalls in Oberndorf initiiert der Maler Thomas Stadler von seinem Atelier aus immer wieder spannende Kunstprojekte. Doch es ist keineswegs leicht, dafür Subventionen aufzutreiben: „Man braucht ein bisschen Geld. Man ist Bittsteller und muss sich dafür rechtfertigen, dass es Leute gibt, die künstlerische Arbeiten machen und diese präsentieren wollen“, schildert Stadler. „Man ist in einem gewissen Sinne immer lästig.“

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Kulturinitiativen unter Druck

Am Land sind viele Kulturinitiativen unter Druck - oft einige wenige Einzelkämpfer mit wenig Geld. Renate Lachinger berichtet.

Kellertheater in Bürmoos zu

Die Produktionen des Kellertheaters in Bürmoos (Flachgau) lockten in den letzten Jahren das Publikum ins Kult-Beisl. Doch vergangenen Sommer warf Theaterleiter Gerhard Riedl das Handtuch und sperrte das Theater zu: „Die Belastung war ein Hauptgrund - und immer der Kampf ums Geld“, schildert Riedl. „Es ist nicht einfach. Wir haben Fixkosten in dem Theater gehabt. Und wenn die Subvention der Gemeinde schon fast für die Fixkosten draufgeht, dann ist schwer, ein wirklich tolles Programm anzubieten.“ Ein Nachfolger, der das Kellertheater übernehmen könnte, ist derzeit nicht in Sicht.

Das Kulturbudget des Landes Salzburg beträgt heuer 30 Mio. Euro. Warum es für kleinere Theater trotzdem so schwierig ist, an Geld heranzukommen, beantwortet Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) so: „So kleine Amateurtheater werden nicht direkt vom Land gefördert, sondern über den Amateurtheaterverband. Der bekommt von uns 100.000 Euro im Jahr. Dort wird das Geld dann auf die einzelnen Amateurtheater verteilt. Am mangelnden Geld ist es sicher nicht gelegen.“

Kulturlandesrat: „Schwerpunkt auf freie Szene“

Schellhorn ist die Förderung der Kultureinrichtungen am Land nämlich ein Anliegen, sagt er: „Wir haben heuer bewusst einen Schwerpunkt auf die freie Szene und auch einen Schwerpunkt auf Kulturinstitutionen im ländlichen Raum gelegt. So haben wir zum Beispiel für die Lungauer Kulturvereinigung das Budget von 65.000 Euro auf 90.000 Euro erhöht. Oder auch für das Zentrum in Radstadt, für die Filmfestspiele dort, haben wir auch das Budget um zehn Prozent auf über 60.000 Euro erhöht. Mir ist es ein großes Anliegen, die Kulturinitiativen im ländlichen Raum mehr zu unterstützen als bisher, weil wir da schon ein Gefälle zur Stadt haben.“

Dass der Kulturbetrieb am Land oft an einigen wenigen Personen hängt, beobachtet der Politiker auch - mit Sorge erfüllt ihn das aber nicht: „Es gibt Initiativen, die über Jahrzehnte von einer Person geführt werden. Und wenn die dann aufhört, muss man einen Nachwuchs suchen. Aber es gibt sehr gute Beispiele, wo das gelungen ist - zum Beispiel in Hallein, wo das Kulturforum aufgehört hat und sich ein neuer Verein mit jungen Mitgliedern, mit einer jungen Geschäftsführerin neu gegründet hat. Natürlich ist es nicht immer einfach, Nachwuchs zu finden - aber es gelingt doch.“

Jazz vom Land im Radio zum Nachhören

Jubiläum vor einem Jahr: 15 Jahre Snow Jazz (Frühling 2015) in der einstündigen Sendung „Heimspiel“ von ORF Radio Salzburg ...

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