Ex-Immobilienverwalter angeklagt: Millionenbetrug?

Die Staatsanwaltschaft Salzburg hat Anklage gegen einen Ex-Immobilienverwalter wegen Untreue mit einem Schaden von rund 2,6 Mio. Euro erhoben. Der Salzburger soll das Geld von Rücklagenkonten seiner Kunden unrechtmäßig verwendet haben.

Laut Anklage soll der Verdächtige die Beträge nicht für Hausverwaltungen, sondern für andere Verbindlichkeiten seiner Firma überwiesen haben. Gegen ihn werde auch noch wegen Betruges ermittelt, so die Anklagebehörde.

Nicht geständig

Wie der Mediensprecher der Staatsanwaltschaft, Robert Holzleitner, am Dienstag der Austria Presse Agentur (APA) erklärte, hat der bisher nicht geständige Beschuldigte im Zeitraum von Juni 2008 bis Ende Februar 2015 als zeichnungs- und verfügungsberechtigter Geschäftsführer von Immobilienfirmen 2.631.033,52 Euro, die auf Instandhaltungsrücklagen- und Betriebskostenkonten einer Salzburger Bank lagen, „untreu verwendet und verwaltet“. Er habe das Geld zweckwidrig für Zahlungen verwendet, die nicht den 26 insgesamt Wohnungseigentümergemeinschaften gedient hätten.

„Missbrauch der rechtlichen Verfügungsmacht“

„Teilweise waren viele Parteien betroffen“, sagte Holzleitner: „Das Geld ist nicht mehr greifbar.“ Der Beschuldigte habe bei den Firmen, die unter seinem Einfluss gestanden seien, nach einer Art „Loch-auf, Loch-zu-Strategie“ agiert. Es handle sich um einen Missbrauch der rechtlichen Verfügungsmacht. Es gebe nun neue Hausverwaltungen, erläuterte der Staatsanwalt. Der Angeklagte sei nicht mehr zeichnungsberechtigt, er habe keinen Zugriff mehr auf die Konten. Er sei nun als Angestellter tätig.

Neun Firmen geführt

Der Salzburger war Geschäftsführer von neun Gesellschaften, wovon drei mit der Vermittlung und Verwaltung von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen von dritten betraut waren und sechs weitere u. a. mit Immobilienentwicklungen und Bausanierungen zu tun hatten. Über zwei Salzburger Firmen wurde ein Konkursverfahren am Landesgericht Salzburg eröffnet. Gegenüber der einen Gesellschaft bestünden Forderungen in Höhe von 3,1 Millionen Euro, erklärte Erich Grausgruber vom KSV1870 auf Anfrage der APA. Das Konkursverfahren ist seit 5. Oktober 2015 anhängig, rund 40 Gläubiger haben sich angeschlossen. Über die zweite Gesellschaft wurde am 11. Februar 2016 ein Konkursverfahren eröffnet. Angaben über den Schuldenstand würden noch nicht vorliegen, sagte Grausgruber. Die beiden Unternehmen seien geschlossen worden.

Komplizierte Ermittlungen

Die strafrechtlichen Ermittlungen waren laut Staatsanwalt Holzleitner bisher sehr umfangreich. Um Licht ins Dunkel zu bringen, habe ein Sachverständiger die Unterlagen mehrerer Hausverwaltungen von großen Objekten geprüft und mit den Kontenbewegungen abgeglichen. Die Erhebungen hätten ergeben, dass beispielsweise einer Wohnungseigentümergemeinschaft in Mühlbach ein Betrag von rund 686.000 Euro fehlte, einer weiteren in der Iganz-Harrer-Straße in der Stadt Salzburg rund 432.000 Euro. Der Angeklagte befindet sich derzeit auf freiem Fuß. Aufgrund der umfangreichen Ermittlungen bestehe keine Verdunkelungsgefahr, erklärte Holzleitner.

Beschuldigter weist Vorwürfe zurück

Der Salzburger habe sich damit gerechtfertigt, dass alle Zahlungen den Wohnungseigentümern zu Gute gekommen seien und er alles ordnungsgemäß abgerechnet habe, sagte der Staatsanwalt. Dem Sachverständigengutachten zufolge habe der Beschuldigte die Zahlungen aber anderen Verbindlichkeiten zugeführt. Die Anklage, die 22 Seiten umfasst, ist noch nicht rechtskräftig. Der Angeklagte kann innerhalb von zwei Wochen einen Einspruch beim Oberlandesgericht Linz einbringen. Ein Prozesstermin steht deshalb noch nicht fest.

Anklage noch nicht rechtskräftig

Gegen den Beschuldigten laufen derzeit noch Ermittlungen wegen des Verdachtes des Betruges zulasten einiger Personen und auch Banken, die bei der Finanzierung von Bauvorhaben möglicherweise getäuscht und zur Kreditgewährung verleitet worden seien, sagte der Staatsanwalt. Der Rechtsanwalt des Salzburgers war bisher für eine Stellungnahme an die APA nicht erreichbar.