„Otello“ als gefühlvoller Osterfestspiel-Auftakt

Seit 50 Jahren sind die Osterfestspiele ein Fixpunkt in Salzburg. Nach dem Abgang der Berliner Philharmoniker ist Christian Thielemann künstlerischer Leiter. Zum Auftakt werden am Samstag in „Otello“ große Gefühle erwartet.

Die großen Gefühle, Liebe, die in tödliche Eifersucht umschlägt, Neid und Hass, werden in Verdis „Otello“ in eindrucksvolle Bilder übersetzt. Denn Vincent Boussard, der Regisseur der Salzburger Produktion, fragt weniger nach den psychologischen Befindlichkeiten, die den erfolgreichen und aufrichtig geliebten Otello so empfänglich machen für Iagos Einflüsterungen, er erfindet Bilder.

Regisseur Boussard erzeugt viele Bilder

Ein bühnenbreites zartes Tuch etwa, das Segel der Flotte sein kann oder auch ein erster Verweis auf jenes Tüchlein, das in falschen Händen vermutet Angelpunkt der Intrige ist, oder einen Tisch, der nicht dem Essen dient, sondern zentrale Passagen noch einmal über den Bühnenboden hinaushebt, oder einen schwarzen Engel. Dieser kann seiner Aufgabe, die Menschen zu schützen, nicht nachkommen sagt Boussard: „Sein Job ist, Menschen zu beschützen und zu erleuchten. Aber er kann seinen Job nicht mehr machen, weil es in dieser Welt keinen Gott mehr gibt.“

Probenfoto aus Otello: Carlos Álvarez (Iago), José Cura (Otello)

Osterfestspiele/Forster

Probenfoto aus Otello: Carlos Álvarez (Iago), José Cura (Otello)

Diese Welt ohne Gott beschwört Iago, gespielt von Carlos Alvarez. Dieser ist mit der Partie des Bösewichts aus vielen Aufführungen vertraut und fragt nach den Grundlagen seiner Figur: Der Grad zwischen gut und böse sei schmal, schließlich können sich auch die gemeinsten Menschen an Musik erfreuen oder zärtlich zu Kindern oder Tieren sein. Gemeinsam mit Dorothea Röschmann als Desdemona sowie José Cura in der Titelpartie ist Álvarez das Zentrum dieser Produktion.

Ursprünglich waren für die Rollen des Otello und des Iago Johan Botha und Dmitri Hvorostovsky vorgesehen. Beide mussten jedoch wegen schwerer Krankheit absagen.

Künstlerischer Leiter begeistert vom Bühnenbild

„Otello“ ist eine Oper zwischen intimen Szenen und großen Chorauftritten, in der auch der Text nicht verloren gehen darf. In seinem vierten Jahr ist der künstlerische Leiter Christian Thielemann mit den Tücken des Großen Festspielhauses bereits vertraut.

Probenfoto aus Otello: Dorothea Röschmann (Desdemona), José Cura (Otello), Chor

Osterfestspiele/Forster

Probenfoto aus Otello: Dorothea Röschmann (Desdemona), José Cura (Otello), Chor

Auch das Bühnenbild mache es heuer leichter, sagt Thielemann: „Ich finde es wunderbar, dass diese Inszenierung das gesamte Bühnenareal ausnutzt. Das bedeutet, dass auch eine Menge aus dem Orchesterklang auf die Bühne geht und sich da auch mischt. Das ist sehr gut gelungen.“

„Otello“ restlos ausverkauft

„Otello“ und die drei Orchesterkonzerte werden zwei Mal gespielt. Mit dem Vorverkauf ist Peter Ruzicka, heuer erstmals geschäftsführender Intendant des Festivals, äußerst zufrieden: „Die Oper ist praktisch ausverkauft. Einige Konzerte sind aber noch mit Restkarten zu versehen.“ Zusätzlich gibt es auch heuer wieder das Konzert für Salzburg zu vergleichsweise moderaten Preisen.

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