Spitäler: Bürokratie lähmt EU-Kooperationen

EU-Regionen sollten im Gesundheitswesen stärker zusammenarbeiten. Das war Tenor einer internationalen Konferenz, die in Hallwang (Flachgau) stattfand. Unterschiede seien viel zu groß. Auch ein gemeinsames Abrechnungssystem fehle in der EU noch immer.

In der Praxis würden bisher nur ganz bestimmte Patientenschichten diese Möglichkeiten der europäischen Austauschs bei Arzt- und Spitalsbehandlungen nutzen, sagt der Experte Matthias Wismar: „Es gibt bestimmte Gemeinschaften, zum Beispiel deutsche oder österreichische Rentner in Spanien, die dann aber auch wieder in den Heimatländern versorgt werden.“

Klettersteigunfall in Bad Hofgastein Klettersteig

Bergrettung

Bergrettungseinsatz für schwerverletzten Ausländer bei Bad Hofgastein

Spitäler, Bergrettung bleiben auf Kosten sitzen

Eines von vielen Beispielen sind die enormen Schwierigkeiten bei der Abrechnung von Sport- und Freizeitunfällen, wenn EU- und andere Ausländer in Österreichs Bergen verunglücken. Hier bleiben Spitäler und Einsatzkräfte zum Teil jahrelang auf Kosten sitzen. Viele Rechnungen würden im Ausland sehr spät, nur teilweise oder gar nicht bezahlt, heißt es beispielsweise bei der Bergrettung.

Fachleute gehen davon aus, dass nur ein Prozent der europäischen Patienten die Versorgung in anderen Staaten in Anspruch nehmen. Hauptgründe seien fehlende Abkommen, die schwierige Erstattung von Kosten bzw. das Fehlen eines effizienten Bezahlsystems für ganz Europa.

Riesige Bürokratien am Werk

Die Rückerstattung sei ein Dschungel von Bürokratien, kritisiert Salzburgs früherer Landeshauptmann Franz Schausberger (ÖVP), der nun das Europäische Institut der Regionen leitet: „Es geht dort gut, wo es im regionalen Bereich wie zum Beispiel in Salzburg und Oberbayern schon Übereinkommen der Spitäler gibt. Aber die Verrechnung und Versicherungsfragen sind noch immer äußerst kompliziert. Da muss sich der Patient sehr umständlich informieren. Es wäre dringend an der Zeit, dass unsere nationalen Regierungen entsprechende Abkommen schaffen.“

Verbesserungen nur als Fernziel?

Experten fordern insgesamt mehr Transparenz und Information über medizinische Angebote in EU-Mitgliedsstaaten. Matthias Wismar betont, den Gesamtüberblick gebe es noch gar nicht: „Allerdings wird nun die Leistungsfähigkeit der Systeme stärker erforscht. Man legt dabei den Schwerpunkt auf die Frage, in welcher Region ein Angebot für bestimmte Erkrankungen besonders gut ist.“

Kooperationen über die Grenzen hinweg würden mehr Gesundheit für alle bringen, sagen Fachleuten. Deshalb müsste dieses System besser gefördert und entbürokratisiert werden.

Wartelisten, zu wenig Angebote

Für eine Operation am Knie nach Deutschland, eine Krebsbehandlung nach Frankreich oder einen Eingriff an der Wirbelsäule nach Großbritannien: Rein theoretisch ist das seit fünf Jahren nach einer EU-Richtlinie möglich. Das System nennt sich „Patientenmobilität im Rahmen der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung“.

Der Experte Matthias Wismar erklärt das System: "Patientenmobilität ist, wenn man zum Beispiel auf Urlaub im Ausland ist - oder auf einer Dienstreise, und dann wird man krank oder hat einen Unfall. Es kann aber auch sein, dass jemand gezielt eine spezielle Behandlung sucht, wenn es sie im eigenen Land nicht gibt, oder die Warteliste zu lang ist.“

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EU-Regionen: Zu wenig Kooperation?

ORF-Redakteurin Ulli Wolf hat sich bei dem internationalen Kongress über europäische Gesundheitssysteme erkundigt.

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