Attacke auf Busfahrer: Asylwerber verurteilt

Ein Asylwerber aus Marokko, der im Oktober 2015 einen Busfahrer während eines Transports von Aslywerbern auf der Tauernautobahn im Ofenauer-Tunnel bei Golling geschlagen hat, ist Montag zu 20 Monaten teilbedingter Haft verurteilt worden.

Der Verurteilte muss von seiner teilbedingten Strafe auch die zwei Monate unbedingte Haft nicht absitzen, weil er etwas mehr als zwei Monate schon in Untersuchungshaft saß.

Was geschah im Tunnel und danach?

Der Buslenker hatte bei der Attacke einen Unfall gerade noch vermeiden können, erlitt aber eine Augenverletzung. Er schilderte bei dem Prozess am Landesgericht Salzburg dem Schöffensenat die gefährliche Situation und seine Angst, welche die Attacke bei rund 100 km/h Fahrgeschwindigkeit am frühen Vormittag des 29. Oktober 2015 hervorgerufen hatte.

Lenker bei voller Fahrt attackiert

Zuerst habe er im Bereich der hinteren Türe ein Geschrei gehört und ein Gerangel bemerkt, sagte der Kraftfahrer vor Gericht. Dann sei der Mann zu ihm nach vorne gekommen und habe ihn mit der Hand ins Gesicht geschlagen: „Er hat mich am linken Auge getroffen. Ich hatte Angst, dass er ein Messer hat und mich abstechen wird“, so der Busfahrer.

Trotz der Attacke sei es ihm gelungen, den mit 50 Flüchtlingen besetzten Reisebus der Steirischen Landesbahnen, der von Spielfeld nach Salzburg unterwegs war, in der Spur zu halten. Es kam glüchklicherweise zu keinen Kollisionen mit anderen Fahrzeugen oder der Tunnelwand, erklärte der 48-jährige Steirer. Er steuerte den Bus dann zur nahegelegenen Autobahnraststätte.

Islamistische Parolen gerufen?

Als er anhielt, seien andere Insassen nach vorne gekommen. Einer habe den Täter mit dem Fuß aus dem Bus getreten. Bis dahin hätte ihm keiner der Mitfahrenden geholfen, sagte der 48-Jährige. Der Randalierer wurde von Passagieren so lange festgehalten, bis die Polizei eintraf.

Laut einem Zeugen aus Ägypten soll der Marokkaner den Busfahrer auch noch mit einem kleinen Metallrohr bedroht und in arabischer Sprache geschrien haben: „Es gibt keinen Gott außer Allah - und Mohammed ist sein Gesandter.“

Dieser Ausruf bedeute, dass alle sterben müssten, gab der Ägypter zu Protokoll. Der Buslenker sagte aber zum vorsitzenden Richter Philipp Grosser, er habe kein Metallrohr gesehen, und auch der Angeklagte bestritt diesen Vorwurf.

Angeklagter spricht von „Blackout“

Der Marokkaner entschuldigte sich am Montag bei seinem Opfer und meinte, er habe ein „kurzes Blackout“ gehabt, weil ihm zuvor Mitreisende aus Afghanistan im Bus mit dem Umbringen gedroht hätten, und er Angst bekommen habe: „Ich habe 20 Tage nicht richtig geschlafen, ich war krank und erschöpft.“ Deshalb habe er den Vorfall gar nicht genau registriert, erläuterte der Beschuldigte. Einen Schlag mit der flachen Hand auf den Buslenker gestand er ein.

Erste Aussage anderslautend

In seiner ersten Aussage nach dem Vorfall hatte der Angeklagte noch erklärt, er habe den Busfahrer anhalten wollen, weil er sich dachte, der Lenker bringe die Flüchtlinge nicht nach Deutschland, sondern in ein Gefängnis. Diese Angaben bestritt der Beschuldigte am Montag allerdings. Staatsanwalt Alexander Winkler hatte ihm vorsätzliche Gemeingefährdung, Nötigung und Körperverletzung angelastet.

Urteil rechtskräftig, Täter auf freiem Fuß

Der 40-Jährige wurde wegen dieser Delikte dann auch rechtskräftig verurteilt. Der gelernte Friseur und verheiratete Vater von drei Kindern war am 26. Oktober ohne Dokumente an der slowenisch-österreichischen Grenze eingereist. Seine Familie blieb in Marokko. Da er bereits etwas mehr als zwei Monate in Salzburg in U-Haft saß, ist der unbedingte Strafanteil bereits verbüßt. Er wurde auf freien Fuß gesetzt.

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