Klimaneutrales Wohnhaus als Modellprojekt

In Anif (Flachgau) wurde im November 2014 ein klimaneutrales Wohnhaus in „Zero Carbon“-Bauweise errichtet. Nach knapp einem Jahr Testbetrieb steht fest: Die in der Energiebilanz vorhergesagten niedrigen Heizkosten wurden noch unterschritten.

„Zero Carbon“ bedeutet, dass über die verwendeten Baumaterialien mehr Kohlenstoffdioxid im Gebäude eingespeichert , als über den gesamten Lebenszyklus erzeugt wird - beginnend mit der Herstellung der Baustoffe, über den Transport zur Baustelle, den laufenden Betrieb, etwaige Sanierungen und letztlich bis zu einem allfälligen Abriss. „Zement, Ziegel oder Mineralwolle setzen bei der Produktion CO2 frei, nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Stroh oder Zellulose speichern CO2 hingegen“, betonte Georg Scheicher, der Architekt des Gebäudes mit fünf Wohnungen am Dienstag. „Für einen Kubikmeter Beton braucht man 1,5 Kubikmeter Holz zur Kompensation.“

Klimaneutrales Haus Wohnhaus Zero Carbon

ORF

Heizungsanlage als Kernstück

Kernstück des Hauses in Anif ist die verwendete Heizungsanlage. Dafür wurde eine Fotovoltaikanlage installiert, die Strom für eine Wärmepumpe liefert, welche sich den größten Teil der Wärme aus der Abluft holt. „Jede Person, jede Lampe, jeder Computer, jedes Küchengerät gibt Energie in den Raum ab“, betonte Scheicher. Das mit den Wärmepumpen erzeugte Warmwasser wird durch Rohrleitungen in Betonwände oder Betondecken geleitet. Betonkernaktivierung heißt das im Fachbegriff. Der Beton nimmt die Wärme auf und gibt sie zeitversetzt wieder an die Umgebung ab - ähnlich einer Fußbodenheizung, jedoch mit viel mehr Speichermasse.

Betriebskosten extrem niedrig

„Wir nehmen 20 Grad warme Luft heraus und füllen 25 Grad warmes Wasser nach. Weil es hier keine großen Unterschiede gibt, ist die Anlage so effizient“, erklärte Scheicher. Das macht sich in den Betriebskosten bemerkbar. „Wir konnten die Heizkosten auf ein Viertel eines Vergleichsgebäudes reduzieren. Die monatliche Heizkosten liegen zwischen 21 und 27 Euro - für Heizung, Warmwasser und Strom für die Wohnraumlüftung.“ Auf 50 Jahre gerechnet würden sich die Bewohner rund 200.000 Euro Energiekosten ersparen.

Der Wermutstropfen: CO2-neutrale Gebäude sind im geförderten Wohnbau derzeit unwirtschaftlich zu führen. Nachwachsende Rohstoffe sind teurer als die von den Bauträgern verwendeten Standard-Baustoffe.