Rainermarsch: 100 Jahre heimliche Landeshymne
„Hoch Regiment der Rainer, als tapfer allbekannt, wir schützen unsre Heimat und unser Vaterland“ - so beginnt der Rainermarsch. Und in weiterer Folge heißt es: "Wir siegen oder sterben für unser Heimatland, dem Feinde zum Verderben, hoch Salzburg, unser Land!
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Geschrieben wurde der Marsch 1915 an einer der brutalsten Fronten des Ersten Weltkrieges - in Galizien. Musik-Feldwebel Hans Schmid komponierte ihn für sein Salzburger Infanterieregiment 59 - benannt nach Erzherzog Rainer. In den 100 Jahren seither hat sich viel verändert: Das Rainerregiment wurde aufgelöst, die Kaserne in Elsbethen-Glasenbach (Flachgau), der das Regiment den Namen gab, ist mittlerweile an Red Bull verkauft.
Immer noch sehr beliebt
Aber den Text des Marsches singen heute noch Alt und Jung lautstark bei Festen und im Bierzelt mit - ganz im Gegensatz zur offiziellen Landeshymne: „Ich kenne und singe den Rainermarsch schon“, sagt Ines Ramoser aus Salzburg. „Aber vor der Kamera tu ich das nicht so gerne“. Auch Anna Kematinger aus Anthering (Flachgau) gefällt der Rainermarsch schon, „weil er einfach ins Blut geht.“ Und Albert Reiterer vom Traditionsverband Erzherzog Rainer findet: „Ich glaube, der Marsch ist deshalb so beliebt, weil die Melodie ein Ohrwurm ist und der Text die Menschen berührt.“
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Martialische Text „nicht mehr zeitgemäß“
Aber gerade einzelne Textzeilen haben über die Jahre die Kritik am Rainermarsch nicht verstummen lassen. Für den Volksmusikforscher Wolfgang Dreier-Andres hat der Text bei Festen und Feiern im Jahr 2015 nicht mehr viel verloren: „Wenn wir ein paar Kilometer weiter südlich schauen und die Zeltstadt bei der Polizeidirektion sehen - das sind Leute, die wirklich Feinde haben und die wirklich verdorben worden sind von den Feinden. Und ich glaube nicht, dass es heute noch zeitgemäß ist, zu singen: Die Feinde sollen verderben - hoch Salzburg unser Land.“
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Kriegsmarsch weiter populär
Entstanden während des Ersten Weltkriegs, ist der Rainermarsch mittlerweile Salzburgs heimliche Landeshymne.
Markus Lechner, Obmann des Rainerbundes Salzburg, sieht das naturgemäß anders: „Was das Verhalten oft junger Leute bei verschiedenen Anlässen betrifft - Stichwort Bierzelt und Illuminiertsein -, da kann ich nur sagen: Wenn die Musik attraktiv ist, dann lässt sich die Bevölkerung und insbesondere die Jugend nicht immer alles sagen.“
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Friedlichere Textfassungen scheiterten
Bestrebungen, eine neue, friedlichere Text-Fassung zu etablieren, scheiterten übrigens bislang kläglich gescheitert. Eines steht fest: Der Rainermarsch in der bestehenden Form ist auch ein Stück Musik-Geschichte - immer zu sehen im historischen Kontext. Und damit ist er eigentlich auch eine Chance nachzudenken, über den Wert von Krieg und Frieden.