Energiebündel Zeidler unter Druck

Nach wenigen Wochen im Amt ist Red-Bull-Salzburger-Trainer Peter Zeidler unter Druck. Doch der 53-Jährige hat mit seiner Mannschaft, die sich erst finden muss, Geduld - und will seine jungen Spieler auch „miterziehen“.

Bei den Auswärtsspielen - etwa gegen den SV Ried und gegen Admira Wacker Mödling - zeigte sich Zeidler zuletzt sehr emotional: So machte er seinen Spielern vor der Trainerbank eine Grätsche vor oder riss sein Leibchen auf.

Peter Zeidler

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Emotional an der Outlinie: Das offene Leibchen im Match gegen die Admira „hätte so nicht sein dürfen“, sagt Peter Zeidler

Spagat zwischen Vorbild und Mitleben beim Match

Im ORF-Salzburg-Interview gibt er sich angesichts dieser Szenen abgeklärt: „Ja, da erschrickt man ja manchmal - aber genauso wie die Spieler haben ja auch die Trainer zu reflektieren, ob das alles in Ordnung ist, ob das manchmal zuviel ist. Da reflektiere ich mich natürlich auch selber. Aber ich denke, es passt so.“ Nur die Aktion mit seinem Leibchen bedauert er: „Bei der Admira war diese Sache mit dem T-Shirt, die nicht hätte sein dürfen. Ansonsten passt das schon so: Ich bin so, wie ich bin. Ich will mich da auch gar nicht zurückhalten und das weiter mitleben. Aber wichtig ist es, den Schiedsrichter in Ruhe zu lassen.“

Den letzten Satz unterlegt der Salzburg-Trainer mit einem Lächeln. Und ein Lächeln und viel Geduld braucht Peter Zeidler auch für seine junge Mannschaft. Dieses Team mit einigen 18-, 19- und 20-Jährigen muss sich erst finden.

„Man kann und muss Spieler erziehen“

Zudem besteht der Kader von Red Bull Salzburg aus Spielern aus 15 Nationen mit elf Sprachen. Und jeder Einzelne habe das Privileg, mit seinem Talent viel Geld zu verdienen, betont Zeidler: „Ich glaube: Wenn man trainiert, ist das ausgeblendet. Dann hat man nicht unbedingt als erstes daran zu denken, aus welchem Land dieser junge Spieler kommt.“

Peter Zeidler

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Die Spieler sollten „nicht alles für selbstverständlich halten“, sagt Zeidler

Allerdings: „In diesem Zusammenhang glaube ich schon, dass man doch alle Spieler erziehen muss und erziehen kann - dass sie das nicht als selbstverständlich erachten, dass sie hier bei einem so tollen Verein mit so tollen Bedingungen arbeiten dürfen, dann auch noch Geld verdienen, die Möglichkeit haben, fremde Kulturen und Sprachen kennen zu lernen. Ich denke, dass man unsere Profispieler auch dazu miterziehen kann, dass sie nicht alles für so selbstverständlich halten. Das ist eine wichtige Eigenschaft, wenn man für viele Dinge dankbar ist.“

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Energiebündel in schwieriger Situation

Peter Zeidler ist ein Energiebündel an der Linie - auch wenn es im Spiel seiner Mannschaft noch an einigen Stellen hapert.

Fehlende Karriere als Spieler „kein Hindernis“

Es sind aber vor allem Momente wie das Tor von Zeidlers Paradeschüler Stefan Lainer gegen Austria Wien, die zeigen, warum der ehemalige Französischlehrer und drittklassige Fußballprofi Peter Zeidler lieber an der Outlinie lebt als in der Schulklasse: „Ich habe es nie zum Profi in den höchsten Ligen geschafft. Trotzdem glaube ich nicht, dass das ein Hindernis ist - eher ein Vorteil für mich persönlich -, diesen Job als Fußballtrainer auszuüben. Ich denke schon, dass ich das kann - ohne dass ich in den größten Stadien Europas gespielt habe.“

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