Kritik an „200 Jahre Salzburg bei Österreich“

Heftige Kritik an der Art, wie das Land Salzburg das Jubiläumsprojekt und die Landesausstellung „Salzburg 20.16“ vorbereitet, übt der Dachverband freier Kulturstätten: „Kein Konzept, keine Transparenz und keine Ausschreibung“.

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Gerald Lehner

Die Organisatoren des geplanten Kulturfestivals und der Landesausstellung 2016 beim und im Umfeld des Landes Salzburg sagen, es laufe alles bestens. Die freien Kulturinitiativen sehen das anders

Thomas Randisek, Geschäftsführer des Dachverbandes der freien Kulturinitiativen, und Verbandsvorsitzender Thomas Friedmann fassten Kritikpunkte an dem Landesprojekt bei einem Pressegespräch am Montag zusammen:

Der ehemalige ORF-Landesintendant Friedrich Urban sei in einem Telefonat von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) ohne jegliche Ausschreibung zum Intendanten bestellt worden. Erst ein knappes Jahr später wurde mit der Gründung einer GmbH die Stelle des Geschäftsführers ausgeschrieben. Wenig überraschend sei Urban als Best-Gereihter hervorgegangen, so Friedmann, der insgesamt 74 Kulturstätten in Stadt und Land Salzburg vertritt.

„Mangelnde Transparenz, kein Konzept“

Bis heute - ein halbes Jahr vor Beginn des Jubiläumsjahres - liege kein Gesamtkonzept auf dem Tisch. Eine interne Umfrage bei den Kulturstätten habe gezeigt, dass sich rund die Hälfte der Verbandsmitglieder nicht am Vorhaben beteiligen möchte, sagte Friedmann. Niemand wisse, ob es eine Frist für die Einreichung von Projektideen gebe, und wann diese ende. Zudem entscheide über die einzelnen Projekte mit dem Kuratorium ein politisches Gremium und kein Beirat aus Experten. Randisek sagte, bei einigen Initiativen sei die Information über das Projekt durch die Veranstalter noch gar nicht angekommen, bei anderen sei sehr großer Unmut über Pläne und Vorgehensweisen des Landes vorhanden.

„Hohe Kosten fragwürdig“

Und verwundert zeigte sich der Dachverband, dass plötzlich so viel Geld für Kultur vorhanden sei. Laut „Mission Statement“ auf der Website des Landes gibt es ein „Ausgangsbudget“ von sieben Millionen Euro: Fünf Mio. Euro vom Bund, Land und Stadt Salzburg sollen je eine Mio. Euro zahlen, wobei laut Friedmann seitens der Stadt bisher 750.000 Euro zugesagt wurden. Weiters heißt es in dem Papier: „Eine Erhöhung durch Sponsoren wird angestrebt. Für die Umsetzung von wichtigen inhaltlichen Projekten können nach Maßgabe der budgetären Möglichkeiten auch Budgetmittel aus den verschiedenen Ressorts eingesetzt werden.“ „Da heißt es immer Sparen, und jetzt sind wir über dem Betrag, den das Land für die freie Kultur zur Verfügung hat, nämlich fünf Mio. Euro“, so Geschäftsführer Thomas Randisek.

„Patscherter Start, Zwischenwahlkampf“

Für Friedmann war es jedenfalls ein „patscherter, unprofessioneller Start“. Der Landeshauptmann könne aber die Kurve noch kratzen. Friedmann stellte auch den Vorwurf eines „Zwischenwahlkampfes“ zur Debatte, sprach ihn aber nicht konkret aus. Salzburg wählt Anfang 2018. Auf Nachfrage antwortete Friedmann, Urban habe ihm gegenüber gesagt, er lasse sich nicht für einen Zwischenwahlkampf einspannen. Wenn es immer heiße, man müsse eisern sparen, und plötzlich sei so viel Geld da, „dann stimmt etwas nicht“.

Stellungnahme von LH Haslauer

Die Stelle Urbans sei sehr wohl ausgeschrieben worden, Urbans Qualifikation unbestritten, er verfüge über ein „enormes Netzwerk in Kultur, Wirtschaft, Medien“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme Haslauers gegenüber der APA. Die Programmatische Ausrichtung sei im „Mission Statement“ nachzulesen. Anschließend listete er eine ganze Reihe von bisher gesetzten Schritten in der Vorbereitung, Programmerstellung und Kommunikation auf und zog abschließend das Fazit: „Die Kritik ist nicht nachvollziehbar. Der Dachverband ist eine private Vereinigung, deren Äußerungen wir nicht weiter kommentieren, die Fakten sprechen eine klare Sprache.“

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