AK fordert bessere Industriepolitik

Die Arbeiterkammer fordert bundesweit einen Masterplan für die Industriepolitik. Österreich brauche umfassende Investitionen in Wohnbau, Infrastruktur, Bildung und Pflege, sagte AK-Präsident Rudolf Kaske am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Salzburg.

Die Zeit dränge, seit einer Konferenz im November 2014 sei wenig bis gar nichts passiert. Und Kaske bekräftigte erneut die Notwendigkeit von umfassenden Investitionen in Wohnbau, Infrastruktur, Kinderbetreuung, Bildung und Pflege.

„Industrie bei Weiterbildung führend“

„Österreich kam durch einen starken Industrieanteil recht gut durch die Krise“, sagt Kaske. Die Industrieproduktion liege 18 Prozent über dem EU-Schnitt, zugleich seien Arbeitsbeziehungen in Ländern mit starker industrieller Basis konfliktfreier und stabiler: „Und die Industrie ist bei der Weiterbildung im Gegensatz zu anderen Branchen federführend.“

Totale übers Gelände der VOEST Alpine in Linz an der Donau.

Gerald Lehner

Zwar gebe es durchaus Betriebe, wo trotz lauter Rufe nach qualifizierten Fachkräften die innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung rückläufig sei: „Gut ausgebildete Menschen sind aber wichtig im Innovationsprozess. Und Produktinnovationen, die aus der täglichen Arbeit entstehen, brauchen wir.“

Aufruf an die Bundespolitiker

Kaske appelliert an die Bundesregierung, bis Ende 2015 ein industriepolitisches Konzept auszuarbeiten - und zwar unter Einbeziehung aller Stakeholder. „Die Industrie muss ihren hohen Stellenwert in Österreich behalten. Dienstleistung alleine ist nicht alles.“ Vor allem „Industrie 4.0“ - also die Vernetzung der physischen Welt mit Menschen, Maschinen und Werkzeugen mit der digitalen Welt der Informations- und Kommunikationstechnologien - werde die Wirtschaft in Zukunft produktiver, effizienter und flexibler machen: „Flexibilität darf aber keine Einbahnstraße sein. Es stehen massive Veränderungen für die Arbeitnehmer an. Diese dürfen nicht auf der Strecke bleiben“, so der AK-Chef.

Wo bleibt die „Wohnbauoffensive“?

Zugleich fordert Kaske im Zuge der Arbeiterkammer-Vollversammlung in Salzburg erneut einen „Big Deal für Beschäftigung“. Die im März von der Bundesregierung präsentierte Wohnbauoffensive müsse so rasch wie möglich umgesetzt werden: „Da merke ich noch nichts davon.“ Dazu stößt die Forderung nach einem Ausbau von Kindergarten- und Kinderkrippenplätzen mit besseren Öffnungszeiten, der Schaffung von Angeboten im Pflegebereiche und Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur.

„60.000 neue Jobs möglich“

Allein in den Bereichen Pflege, Kinderbetreuung und sozialer Wohnbau sind laut Arbeiterkammer mittelfristig nahezu 60.000 neue Arbeitsplätze möglich. Und wer bezahlt das? Der Pflegefonds könne sich mit einer „Erbschafts- und Schenkungssteuer neu“ finanzieren, der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur durch eine flächendeckende Lkw-Maut, fordert Arbeiterkammer-Chef Rudolf Kaske.