Motorrad: Nicht bei Schutzkleidung sparen

Motorradfahrer, die zehntausend Euro für das neue Bike hinblättern, aber keine tausend Euro mehr für passende Schutzkleidung ausgeben wollen. Davor warnen Experten ganz besonders jetzt, zu Beginn der Motorradsaison.

Sobald die Sonne scheint und der Rollsplit weg ist, startet das Motorrad-Vergnügen. Damit das aber möglichst lange ungetrübt bleibt, bat der Salzburger Motorradclub RedBiker den Unfallchirurgen Andreas Mondl um seinen Bericht: „Das sehen wir immer wieder: Kurze Hose, Espandrillos, Ruderleibchen“, schilderte Modl. „Da sehen wir oft offene Brüche, die auf Grund der Verschmutzung Infektionen nach sich ziehen können, mehrfache Operationen nach sich ziehen können und oft zu einem bleibenden Schaden des Patienten führen können. Und das wäre ganz einfach mit guter Schutzbekleidung zu vermeiden.“

Auch bei kurzen Strecken Schutzkleidung tragen

Auf die komplette Schutzausrüstung wird vor allem auf kurzen Fahrten aber leider oft verzichtet, betont Motorradpolizist Christian Sommerlat: „Der größte Leichtsinn ist sicher, dass man die Gefahr unterschätzt. Die Motorradfahrer glauben, dass sie das durch ihr Verhalten selber beeinflussen können, ob sie einen Unfall haben oder nicht. Das ist aber eben nicht so. Man kann sich nur schützen, indem man immer eine Schutzbekleidung trägt - egal, wie weit der Weg ist.“

Polizei und Mediziner appellieren daher an Moped- und Motorradfahrer, keinesfalls bei der eigenen Schutzausrüstung zu sparen. „Ein guter Helm kann die Aufprallenergie von wenigen Zentimetern auf die ganze Fläche übertragen“, sagt Motorradhändler Sigi Achleitner. „Das bringt extrem gute Überlebenschancen bei Stürzen bis 100 km/h.“

Motorradfahrer in Schutzkleidung auf Motorrad

ORF

Motorradfahrer sollten auch kurze Strecken in voller Schutzkleidung absolvieren, raten Fachleute

Höchster Anteil an Querschnittgelähmten

Aber selbst komplett und richtig ausgerüstet gehören Motorradfahrer noch zu den schwächsten Verkehrsteilnehmern. In der Unfallstatistik ist ihr Anteil etwa an Querschnittlähmungen hoch. Heilung gibt es bislang keine. „Daran arbeiten wir noch“, sagt Anita Gerhardter von der Stiftung Wings of Life. „Wir finanzieren jetzt seit elf Jahren internationale Spitzenforschung. Behandlungsmöglichkeiten für verletzte Menschen liegen näher als je zuvor. Es ist zum Beispiel bereits schon wieder möglich, gelähmte Ratten wieder zum Laufen zu bringen. Aber bis man diese Erkenntnisse auch wirklich sicher und effektiv am Menschen anwenden kann, muss noch intensiv gearbeitet werden.“

Seit einem Motorradunfall sitzt Bernold Dörrer im Rollstuhl: „Ich war auf dem Weg zu einer Prüfung - ich war leidenschaftlicher Hochseesegler -, da ist es am Sonntag um 9.00 Uhr passiert. Ich war ausgeruht und mit vielleicht 30 km/h unterwegs.“ An seine ersten Gedanken im Spital kann sich Dörrer noch erinnern: „Man kann’s jetzt nicht mehr ändern. Vielleicht passiert ein Wunder. Aber ich muss mich auf ein Leben im Rollstuhl vorbereiten und werde damit leben müssen. Ich habe gewusst: Mein ganzes Leben krempelt sich jetzt komplett um. Ich komme in die Wohnung nicht mehr hinein, ich muss die Firma auflösen. Weitere Gedanken habe ich mir da eigentlich gar nicht gemacht.“

„Wer Verantwortung hat, soll Motorrad stehen lassen“

Der querschnittgelähmte Ex-Biker kann Motorradfahrern nur eines raten: „Vorausschauend fahren, mit Hirn fahren - und nicht mehr 250 auf der Autobahn oder anderen Blödsinn. Und wenn Sie Verantwortung für andere Leute haben - sprich: Familie -, sollen Sie das Motorrad stehen lassen. Es ist ein sehr, sehr schöner, aber auch gefährlicher Sport. Ich bin gerne Motorrad gefahren. Aber mit kleinen Kindern zu Hause oder Ähnlichem - Nein.“