Vor 50 Jahren: 14 Lawinentote in Obertauern

Vor genau 50 Jahren sind in Obertauern (Pongau/Lungau) bei einer Lawinenkatastrophe 14 junge Schweden und Finnen getötet worden. Ein Postbus wurde beim Gnadenfall in die Tiefe gerissen. Wir haben Augenzeugen befragt, die damals den Großeinsatz der Rettungskräfte miterlebten.

Die historischen Filmaufnahmen aus dem ORF-Archiv vom 2. März 1965 sind noch immer so schrecklich anzusehen wie damals. 40 junge Menschen aus dem hohen Norden Europas wurden am Abend auf der Fahrt mit dem Postbus - nach Radstadt zur Eisenbahn - beim Gnadenfall von einer Lawine 50 Meter in die Tiefe gerissen.

Das Unglück geschah etwas oberhalb der Gnadenalm auf Pongauer Seite der Passstraße, deren Befahrung damals wegen der vielfältigen Naturgefahren oft noch ein Abenteuer war. Es gab auch kaum Schutzbauten gegen Lawinen.

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Von den Schneemassen zerstörter und verschütteter Postbus

Tote wurden in die Römerbar gebracht

14 kamen ums Leben, erzählt der Hotelier und Zeitzeuge Gerhard Krings: „Ich war an dem Tag beim Lift, habe kassiert und am Abend die Römerbar im Römerhof geführt. Sie haben mir dann die geborgenen Toten vorübergehend in die Bar gebracht, bis sie von der Bestattung abtransportiert werden konnten. Es war ein fürchterlicher Schock, und in Obertauern waren alle Leute ganz außer sich.“

Seit vielen Jahren erinnert ein Kreuz bei der Gnadenalm an die Opfer dieser Lawine. Das Unglück war damals Anstoß für die Planung von Schutzbauten für die Straße und die Einrichtung einer eigenen Lawinenwarnkommission in Obertauern, die dann für viele Gemeinden landesweit als Vorbild diente.

Postbus Obertauern Lawine Katastrophe 1965

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Totengedenken

Auslöser für weitreichende Reformen

Bis zum „Schwedenunglück“ war die Einschätzung der Lawinengefahr eine sehr undankbare Aufgabe, sagt Franz Mayr, Sporthändler und ebenfalls Zeitzeuge aus Obertauern: „Wenn etwas passiert ist, dann wurde behördlich auf die betreffenden Personen zurückgegriffen. Darum war es überhaupt dann sehr schwierig, dass man Leute gefunden hat, die bei der Lawinenkommission ehrenamtlich mitmachen.“

Gottesdienst am Dienstag

Nach dem Unglück wurden vom Unterrichtsministerium Skikurse in Obertauern verboten. Das brachte damals fast das wirtschaftliche Ende für den Ort. Franz Mayr hatte die jungen Schweden als Gäste in seinem Haus und sie unmittelbar vor der Katastrophe noch gesehen: „Die Busstation ist ja gleich gegenüber von uns. Da sind die immer in die alten Postbusse eingestiegen. Sie sind dann so um 17.00 Uhr herum in Richtung Radstadt zum Zug gefahren.“

Am Dienstag, 3. März 2015, wird um 17 Uhr bei einem Gottesdienst in Obertauern der Lawinenopfer von 1965 gedacht.

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