Schließung der Kaserne Tamsweg fix

Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) lässt die Struckerkaserne in Tamsweg (Lungau) schließen und die Militärmusik Salzburg auflösen. Das verkündete der Minister am Freitag. LH Wilfried Haslauer (ÖVP) will das „nicht hinnehmen.“

Freitagvormittag ließ Minister Klug die Katze offiziell aus dem Sack: Die 1986 eröffnete Struckerkaserne in Tamsweg wird geschlossen. Das betroffene Personal - rund 70 Personen - soll vor allem an den Standorten St. Johann im Pongau, Saalfelden (Pinzgau) und Spittal an der Drau (Kärnten) Dienst tun. Auch die Militärmusik Salzburg wird aufgelöst ebenso wie das Fliegerabwehrbataillon 3 in der Schwarzenberg-Kaserne in Wals-Siezenheim (Flachgau)

Dafür soll laut Klugs Reformpapier das Gebirgskampfzentrum in Saalfelden durch Internationalisierung der Ausbildung konsequent weiterentwickelt und damit als Standort aufgewertet werden. Das Miliz-Jägerbataillon Salzburg bleibt erhalten und wird gestärkt. Die Heeresleitung plant, zwei weitere Miliz-Jägerkompanien aufzustellen. Das Pionierbataillon 2 soll sich in Zukunft auf „Gebirgsbeweglichkeit“ - wie das im militärischen Amtsdeutsch heißt - spezialisieren.

Struckerkaserne in Tamsweg

ORF

Die Struckerkaserne in Tamsweg soll aufgelassen und verkauft werden - das sieht das Reformpapier von Verteidigungsminister Gerald Klug vor

Haslauer: „Papier ist Verhandlungsgrundlage“

Für Landeshauptmann Wilfried Haslauer ist angesichts des vorliegende Reformpapiers aber das letzte Wort noch nicht gesprochen: „Ich nehme das Papier als das zur Kenntnis, was es ist: eine Verhandlungsgrundlage, auf deren Basis mit dem Regierungspartner und mit den Ländern Verhandlungen aufgenommen werden.“

Haslauer wehrt sich gegen ein „Aushungern“ des Heeres. Die Salzburger Bundesheer-Standorte - besonders im strukturschwachen Lungau - müssten erhalten bleiben. Salzburg habe seinen Beitrag zu einer Verkleinerung des Heeres in den vergangenen Jahren bereits geleistet: So seien die Struber-, Riedenburg- und Rainerkaserne verkauft und zwei Munitionslager und der Truppenübungsplatz Aualm aufgelassen worden. Zudem sei der Pachtvertrag für die Struckerkaserne erst vor Kurzem um zehn Jahre verlängert worden.

Wenig Freude bereitet dem Landeshauptmann auch das geplante Aus für die Militärmusik Salzburg. Diese bekam erst im Jahr 2011 um 3,2 Mio. Euro ein neues Musikgebäude: „Der kulturelle Schaden und der Imageverlust stehen in keinem Zusammenhang mit dem Nutzen durch die Einsparungen“, sagte Haslauer.

Bürgermeister glaubt nicht an hohen Verkaufserlös

Für den Bürgermeister von Tamsweg, Georg Gappmayer (ÖVP), hätte die Schließung der Kaserne dramatische Folgen für die Gemeinde und die Region: „Es geht um 70 Arbeitsplätze und 70 Familien. Die Zulieferer kommen teilweise aus der Region, aber es geht auch um die Ausdünnung des ländlichen Gebiets und Sicherheitsfragen - militärisch und im Katastrophenfall.“

Gappmayer hält es auch für völlig unrealistisch, mit dem Verkauf der Kaserne die veranschlagten 5,3 Mio. Euro zu lukrieren: „Maximal spart sich das Heer die Betriebskosten in der Höhe von 200.000 Euro im Jahr. Das Areal liegt zum Teil in der roten Zone und kann nicht bebaut werden. Es ist keine Wohngegend. Auch Gewerbeflächen haben wir bereits, die Nachfrage ist sehr spärlich.“

Der Tamsweger Bürgermeister vertraut auf die Verhandlungen und will gemeinsam mit der Landesregierung alles daran setzen, die Kaserne zu erhalten: „Es gibt Signale vom Vizekanzler und der Innenministern, sich die Schließungspläne sehr genau ansehen zu wollen.“

„Folge des jahrelangen Sparzwanges“

Der Salzburger Militärkommandant Heinz Hufler gab vorerst noch keine Stellungnahme ab: „Die Ereignisse rund um Tamsweg sind eine Folge des jahrelangen Sparzwanges, das dieses Bundesheer durchlebt hat. Und es wurde uns heute klar gemacht, dass mit diesem Geld die Infrastruktur-Betriebskosten nicht mehr betrieben werden können.“

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Karl Kern berichtet aus Tamsweg

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