Brite mit Turnhose im Schneesturm
Der 37-jährige Urlauber und Soldat aus Großbritannien war in der Früh vom Tal in Fusch an der Glocknerstraße (Pinzgau) aus zur Gleiwitzer Hütte aufgestiegen und trotz Warnungen der Hüttenwirtin über die beiden Jägerscharten weiter über den steilen Kamm beim Hohen Tenn in Richtung Kapruner Tal und Stausee Moserboden gegangen. Schließlich war er unweit des Bauernbrachkopfes beim Kempsenkopf noch auf Fuscher Seite des Massivs so erschöpft, dass er nicht mehr weitergehen konnte.
Bergrettung Fusch
Auffallend schlecht ausgerüstet
Nach der Bergung des unterkühlten 37-Jährigen hat der Leiter der Bergrettung Fusch, Paul Hasenauer, am Sonntag gegenüber der APA von einer „schweren Missachtung aller alpinen Grundregeln“ gesprochen. Der Brite habe nicht nur alle Warnungen ignoriert, er sei im dichten Schneetreiben nur mit Turnschuhen und kurzen Hosen unterwegs gewesen.
Mehr Bergläufer unterwegs, toter Salzburger
Erst vor wenigen Tagen ist im Grenzgebiet von Salzburg und Südtirol unweit von Krimml (Pinzgau) ein Bergläufer aus dem Pongau auf einem nicht gerade einfachen Gletscher-Dreitausender der Hohen Tauern erfroren. Der Salzburger war laut Südtiroler Bergrettern aus dem benachbarten Ahrntal ähnlich schlecht bzw. nicht ausgerüstet.
Google Maps
alpintouren.com / Wolfgang Lauschensky
Britischer Soldat gut trainiert
„Wenn der Mann nicht so fit wäre oder noch weiter gegangen wäre, hätten wir ihn wohl nur noch tot bergen können“, sagt der Fuscher Bergretter Hasenauer zum aktuellen Fall. Der Mann verfüge als Angehöriger der britischen Armee über eine sehr gute Kondition. Wegen seines schlechten Schuhwerks habe man den Sportler teilweise nur rutschend zurück zur Hütte bringen können: „Er hatte überhaupt keinen Halt.“
Notruf aus 3.100 Metern
Die Hüttenwirtin hatte dem Briten dringend den Abstieg ins Tal empfohlen und sagte ihm, dass der Weg bei den vorherrschenden Bedingungen nicht möglich sei. Auch der Hinweis auf den am Tag zuvor tödlich abgestürzten 50-jährigen Wanderer aus Portugal konnte ihn nicht umstimmen. Auf dem Kempsenkopf in einer Höhe von knapp 3.100 Metern war dann Schluss. Der Urlauber konnte nicht mehr und setzte gegen 16.15 Uhr mit seinem Mobiltelefon einen Notruf ab.
Bergretter gegen 19.00 Uhr beim Erschöpften
Das Team des Polizeihubschraubers „Libelle“ flog daraufhin gegen 17.00 Uhr fünf Mann der Bergrettung Fusch bis unter die vorherrschende Nebeldecke auf eine Seehöhe von rund 2.400 Meter. Die Ehrenamtler stiegen zu Fuß weiter auf und konnten den erschöpften Wanderer kurz vor 19.00 Uhr finden. Sie versorgten ihn mit warmem Getränk und Proviant, brachten ihn unverletzt zurück zur Gleiwitzer Hütte, wo er die Nacht auf Sonntag verbrachte. Der vergleichsweise harmlose Abstieg von der Hütte ins Tal erfolgte Sonntag.
Links:
- Alpine Unfälle: Debatte über Totenbergung (salzburg.ORF.at; 23.8.2014)
- Südtirol: Pongauer Bergsteiger erfroren (salzburg.ORF.at; 18.8.2014)
- Gleiwitzer Höhenweg in alpintouren.com