Wieder Andrang auf teure Nachhilfekurse

In vier Wochen beginnt in Salzburg wieder das Schuljahr und die Lernstudios und Nachhilfelehrer haben Hochsaison: Hunderte Schülerinnen und Schüler bereiten sich auf die Nachprüfungen im Herbst vor. Ihre Eltern zahlen dafür 500 Euro aufwärts.

Österreichweit geben Eltern 26 Mio. Euro für die Nachhilfe ihrer Kinder in den Sommerferien aus. Und gerade jetzt ist die intensive Zeit: Seit Anfang August kommen in Salzburger Nachhilfeinstituten täglich von Montag bis Freitag vormittags Schüler zum Intensiv-Nachhilfe-Kurs. Diese Kurse dauern bis zu fünf Wochen.

Die meisten schlechten Noten hagelte es offenbar in Latein und Mathematik: „Wenn man - wie ich - eher ein fauler Typ ist, dann ist Nachhilfe schon gut. Sonst spannt man sich nicht genug dafür an“, sagt Florian Uitz. „Zu Hause habe ich niemanden, der wirklich mit mir lernen kann, weil niemand Latein gehabt hat“, schildert Sandra Dungl. „Jetzt bin ich halt da, weil ich da professionelle Unterstützung habe.“

Schülerinnen in Nachhilfe-Institut

ORF

Die teuren Intensivkurse sollen vielen Schülern den Aufstieg sichern

Kosten von 1.000 Euro im Monat nicht unüblich

In einem Nachhilfeinstitut sind es drei Mal 45 Minuten, die die Schüler täglich unterrichtet werden. Um ein erfolgreichen Aufsteigen zu ermöglichen, bezahlen die Eltern 239 Euro pro Woche - also für einen Monat rund 1.000 Euro: „Sie ist da, weil wir das als Eltern im Sommer gar nicht leisten können, dass wir sie adäquat beim Lernen unterstützen“, sagt Mutter Ursula Pokorny. „Natürlich ist das nicht gratis.“

Dennoch gehen täglich neue Anmeldungen ein, obwohl die Kurse schon längst begonnen haben: „Die Nachhilfeschüler kommen jetzt verstärkt, weil auch die Eltern draufkommen, dass es die Schüler zu Hause nicht alleine schaffen, sich den Stoff des ganzen Jahres anzueignen, der dann in den Nachprüfungen am 8. und 9. September abgefragt wird“, erzählt Nachhilfeinstituts-Leiterin Eva Schernthaner.

„Risko ist hoch, im Schulsystem zu scheitern“

Erziehungswissenschafter Ferdinand Eder von der Universität Salzburg sieht den Nachhilfe-Boom durchaus skeptisch: „Aus der Sicht der Eltern und Schüler ist es natürlich sinnvoll, weil das ja der einzige Möglichkeit ist, wie man das Schuljahr schaffen kann. Vom Schulsystem her ist es eine extrem negative Erscheinung. Wir haben ein Schulsystem, das an sehr vielen Stellen Risikos enthält. Daher können Kinder und Jugendliche jedes Jahr neuerlich scheitern - und daher ist die Möglichkeit, am Schulsystem zu scheitern, relativ groß ist.“

Deshalb fordert Eder „beurteilungsfreie oder beurteilungsarme Räume“ in Schulzeit - vor allem während der Pubertät: „Kinder und Jugendliche haben in dieser Phase, wo wir in Österreich am meisten Nachhilfe haben, eben auch andere Interessen als für die Schule zu lernen.“

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Romy Seidl berichtet aus einem Nachhilfeinstitut