„Salzburger Volkszeitung“: Frist bis Ende Juli

Die „Salzburger Volkszeitung“ („SVZ“) ist am Dienstag nicht mehr als gedruckte Zeitung erschienen, sondern nur noch als Onlineausgabe. Wenn es bis Ende Juli keine neuen Investoren gibt, werde das Unternehmen schließen.

Was die Zukunft der Printversion betrifft, dazu hielt sich Chefredakteur Konnie Aistleitner am Dienstag gegenüber der APA bedeckt: „Wir produzieren heute ganz normal.“ Als ePaper werde die „SVZ“ weiterhin erscheinen. An der Zahl der Mitarbeiter - laut Aistleitner sind es derzeit rund zehn - habe sich zur Stunde nichts geändert.

700.000 Euro weniger Presseförderung

Herausgeber Martin Aistleitner wurde aber Dienstagnachmittag deutlicher: Er führe derzeit Gespräche mit Interessenten, die Geschäftsanteile der „Salzburger Volkszeitung“ übernehmen und die „SVZ“ dann weiterproduzieren könnten. Wenn es aber bis Ende Juli keine Lösung gebe, werde das Unternehmen geschlossen und Insolvenzantrag gestellt, betonte Aistleitner.

Der Druck der „SVZ“ sei vorläufig eingestellt, die Abonnenten werde man in den nächsten Tagen darüber informieren. Wegen der von Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ) initiierten Kürzung der Presseförderung erhalte man derzeit um rund 700.000 Euro weniger, da sei eine Printversion kaufmännisch nicht mehr machbar, sagte Aistleitner. Sollte sich kein Investor finden, werde man „der Gewalt weichen“, erklärte Aistleitner in Richtung Ostermayer. „Ich kann 700.000 Euro nicht einfach aus dem Ärmel beuteln.“

Printausgaben der "Salzburger Volkszeitung"

ORF/Peter-Paul Hahnl

Die „Salzburger Volkszeitung“ werde es nur weiter geben, wenn andere Investoren einsteigen, betont Herausgeber Martin Aistleitner

Herausgeber trotzdem optimistisch

Die Presseförderung sei 2013 nur mehr halb so hoch gewesen wie im Jahr 2004, sagte Aistleitner. Er habe vor zehn Jahren die „SVZ“ gekauft, diese in drei Jahren saniert und positive Ergebnisse erzielt, betonte der Eigentümer. Noch zeigte er sich optimistisch: Mit einer Wahrscheinlichkeit von deutlich über 70 Prozent gehe er davon aus, dass sich alles weitgehend in Wohlgefallen auflösen werde: „Das Onlineportal werden wir auch weiterhin betreiben.“ Medieninhaber und Herausgeber des Portals ist die Aida Werbung und Marketing GmbH. 100-prozentiger Gesellschafter ist Geschäftsführer Martin Aistleitner.

Das Blatt erschien aus Spargründen seit Mitte 2012 nur mehr fünf- statt sechsmal pro Woche. Anfang 2014 ging die „Salzburger Volkszeitung“ online.

Zuletzt geschätzte 8.500 Stück verkaufte Auflage

Martin Aistleitner hatte bereits im April seinen Unmut darüber kundgetan, dass von der Bundesregierung die Förderhürde für den Anspruch einer Besonderen Presseförderung auf zwölf Journalisten gesenkt wird. Der „SVZ“-Geschäftsführer hatte von einer „Hinrichtung kleiner Zeitungen und ihrer Verleger“ gesprochen. „In einem Land, das so arm an Tageszeitungstiteln ist wie Österreich, die Förderung nochmals zu kürzen, das halte ich für nicht vertretbar. Diese Zeitungen haben eine gewichtige, demokratiepolitische Aufgabe.“ Im Vorjahr hatte die „SVZ“ noch rund 650.000 Euro an besonderer Presseförderung erhalten.

Die „SVZ“ gilt mit einer geschätzten Auflage von 8.500 verkauften Exemplaren als kleinste Tageszeitung Österreichs. Zuletzt kostete die Zeitung einen Euro pro Exemplar.

Von 1945 bis 2005 ÖVP-Parteizeitung

Die erste Nummer der „Salzburger Volkszeitung“ erschien am 23. Oktober 1945 als Sprachrohr der Salzburger Volkspartei. Die Zeit als Parteizeitung endete 2005: Die ÖVP brachte den Verlag in eine GmbH ein und begann einen Restrukturierungsprozess, im Zuge dessen die meisten langgedienten Mitarbeiter die Redaktion verließen, darunter auch Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer, der seit 1994 als Chefredakteur tätig war. Herausgeber und Medieneigentümer ist seit 2005 Martin Aistleitner.

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