AK: „Längere Arbeitszeit macht krank“

Die Arbeiterkammer Salzburg kritisiert vehement die Pläne zur Verlängerung der Arbeitszeit auf zwölf Stunden pro Tag. Sie fordert im Gegenteil, dass die Arbeitszeit verkürzt werden müsse. Noch mehr Arbeit mache nämlich die Bevölkerung krank.

Während innerhalb der Bundesregierung und zwischen den Sozialpartnern um die Verlängerung der höchstzulässigen Tagesarbeitszeit von zehn auf zwölf Stunden gerungen wird, werden nun Forderungen in die genau entgegengesetzte Richtung laut.

Achtstundentag hart erkämpft

Die Arbeiterkammer, die als „Denkwerkstatt“ der Gewerkschaft und SPÖ gilt, fordert eine Verkürzung von acht auf weniger Stunden pro Tag. Bei der AK verweist man auf eine Tatsache, die offenbar bei manchen in der jüngeren Generation kaum noch bekannt sei: Der Achtstundentag sei vor Jahrzehnten politisch hart erkämpft worden, ebenso alle anderen Verkürzungen der Arbeitszeit zuvor - seit den Zeiten des sogenannten Manchester-Kapitalismus, wo es kaum Freizeit für Arbeitskräfte gegeben habe.

Die AK Salzburg lud Donnerstag dazu nun Experten zu einer Fachtagung. Fazit: 40 Jahre nach Einführung der 40-Stunden-Woche und der achtstündigen Tagesarbeitszeit sei es nicht akzeptabel, nun über eine neuerliche Verlängerung nachzudenken. Im Gegenteil.

EU-Schnitt: Deutlich weniger Arbeit

In Österreich liegt die Arbeitszeit nach allen Kriterien ohnehin über dem Durchschnitt der 28 EU-Länder. Besonders gilt das für den Vergleich der tatsächlichen Wochenarbeitszeit der Vollbeschäftigten. Mit 40,1 Stunden wird hier wöchentlich zweieinhalb Stunden länger gearbeitet als zum Beispiel im vergleichbar reichen Finnland.

Knapp 40 Jahre nach Einführung der 40-Stunden-Woche sprächen gewichtige Gründe für eine neuerliche Herabsetzung der gesetzlichen Wochenarbeitszeit, sagt der Soziologe Jörg Flecker von der Universität Wien: „Wir haben die höchste Arbeitslosigkeit seit den 1950er Jahren. Wir brauchen viel weniger Zeit, um das Gleiche zu produzieren. Die Intensität der Arbeit ist deutlich gestiegen. Man könnte sagen, dass 30 Stunden pro Woche es leichter machen, die Arbeit und Familie hinzukriegen. Außerdem würden Arbeitslose leichter Jobs finden.“

Zu lange Arbeitszeiten machen krank

Alle internationalen Studien würden belegen, dass längere Arbeitszeiten die Bevölkerung krank machen. Die Gegenprobe wurde bei der Voest in Linz gemacht, dort wurde versuchsweise die Arbeitszeit in einigen Abteilungen herabgesetzt. Aus sozialmedizinischer Sicht sei das Ergebnis eindeutig, sagt der Arzt Johannes Gärtner, Autor der Studie: „Die Arbeitszeit lag bei ca. 35 Stunden. Hier fanden wir sehr positive Auswirkungen auf die Gesundheit der Arbeitnehmer.“

Ganze Gesellschaft würde profitieren

Vor allem Frauen und Familien würden von einer Herabsetzung der Wochenarbeitszeit profitieren, sagt die Sozialforscherin Claudia Sorger. In Deutschland werde gerade das Modell einer Elternvollzeit diskutiert: 32 Wochenstunden für alle Eltern in der „Rushhour“ des Lebens - im Altersabschnitt zwischen 25 und 40.