Schaden gegen „EU-Kulturhauptstadt“

Ein harte Absage erteilt der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) einer Bewerbung der Stadt als „Europäische Kulturhauptstadt 2024“. „Ich war 2009 dagegen und bin es heute noch viel mehr.“ Schaden bezeichnet das dazugehörige EU-Konzept als „inflationär“.

„Das ist ein Strohfeuer ohne Strahlkraft. Das ist derart inflationär, dass ich selbst nicht mehr weiß, welche Städte im Moment die Kulturhauptstädte sind“, sagte Schaden der APA. Die Rahmenbedingungen seien noch schlechter als früher, so der Salzburger Bürgermeister:

„Mittlerweile hat die EU diesen Status auf zwei, in Zukunft möglicherweise sogar auf drei Städte aufgeteilt. Natürlich wird auch das Geld geteilt. Und da wir im Moment sowohl vom Land als auch vom Bund null Chancen auf substanzielle Unterstützung für außergewöhnliche Kulturprojekte haben, bin ich strikt dagegen.“

Altstadt Lehner Festung Hohensalzburg Burg Untersberg Stadt Salzburg Salzach Salzachkai

Gerald Lehner

Salzburgs Altstadt mit dem Untersberg

Scharfe Kritik des roten Bürgermeisters

Schaden erinnert daran, dass bereits im Jahr 2009 die Kosten einer „Kulturhauptstadt“ auf 70 bis 80 Mio. Euro geschätzt wurden. Ein Wort aus dem allgemeinen politischen Wortschatz der Gegenwart darf auch in dieser Debatte nicht fehlen: Auch die „Nachhaltigkeit“ sei nicht gesichert, so Schaden:

„Wenn man sich anschaut, was davon übrig geblieben ist, dann ist man schnell ernüchtert. Einzig Linz steht nach dem Jahr als Kulturhauptstadt besser da als zuvor. Aber das ist hauptsächlich auf die Eigeninitiative der Linzer zurückzuführen“, sagt der Salzburger Bürgermeister und ergänzt, dass Salzburg keine Sonderinitiative für die Festspiele brauche: „Was wir brauchen, ist eine Stärkung der kleinen und mittleren Initiativen. Deren Finanzierung zu sichern, ist vordringliche Aufgabe der Stadt. Der EU-Status ‚Europäische Kulturhauptstadt‘ hilft da wenig.“

Auch Preuner (ÖVP) dagegen

Ganz ähnlich sieht das ÖVP-Vizebürgermeister Harald Preuner: „Salzburg ist ohnehin Kulturstadt. Ohne überheblich klingen zu wollen, die Stadt hat diesen Status nicht wirklich nötig. Er bringt keinen Marketingvorteil. Ich finde, es ist vernünftiger, das Geld vor Ort in Kultur zu investieren, statt überregionale Werbung zu finanzieren.“

Grüner Schellhorn eher dafür

Etwas anderes sieht das Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn (Grüne). Er steht einer Bewerbung „vorsichtig positiv“ gegenüber. Allerdings müsse, so Schellhorn, darüber debattiert werden, welche Initiativen und Fachleute auf welche Art eingebunden werden sollen: „Es muss genau analysiert werden, was dieser Status in Städten wie Lissabon, Linz, Graz, Marburg oder Hermannstadt wirklich gebracht hat. Die Frage der Nachhaltigkeit muss also geklärt sein, damit nicht so etwas wie in Graz passiert. Da dümpelt etwa ein teures Museum auf der Murinsel so vor sich hin und hat kaum Zuschauer. Das ist zu vermeiden.“