Kirchenvolk viel moderner als Vatikan

Salzburgs Katholiken stellen sich in Streitfragen fast durchgehend gegen den Vatikan - bei Empfängnisverhütung, Homosexuellen oder beim Umgang mit Wiederverheirateten. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor, die Papst Franziskus für viele Diözesen angeregt hat.

Bei dieser Umfrage, die in vielen Diözesen durchgeführt wurde, geht es hauptsächlich um die Themen Ehe und Familie. Diese Ergebnisse wird der neue Erzbischof Franz Lackner nächste Woche in Rom präsentieren. Da sind die österreichischen Bischöfe beim Papst zu Besuch. Der Oberhirte ist noch nicht lang im Amt und signalisierte bereits zu Beginn, dass er auf die Meinungen seiner Schäfchen großen Wert legt - mehr als auf die der Kurie in Rom.

Salzburger Dom

Gerald Lehner

Salzburger Dom

Im Oktober werden Bischöfe aus aller Welt in Rom darüber beraten. Zur Vorbereitung dieser Synode dient diese Umfrage. Der eher komplizierte Fragebogen aus Rom wurde in der Erzdiözese nur von 20 Personen ausgefüllt, die verständlichere Online-Fassung beantworteten gut 700 Katholiken.

Bei Streitthemen moderne Ansichten

Bei den seit Jahren diskutierten heißen Eisen gibt es eindeutige Trends: Zwischen 84 und 100 Prozent - je nach Altersgruppe - treten dafür ein, dass wiederverheiratete Geschiedene endlich die Kommunion und Beichte empfangen dürfen. Zwischen 78 und 97 Prozent wollen Pille und Kondome kirchlich akzeptiert sehen. Und zwischen 56 und 80 Prozent teilen nicht die ablehnende Haltung der Kirche zu eingetragenen Partnerschaften von Homosexuellen.

Erzbischof wird Franziskus berichten

Gleichzeitig halten es rund 90 Prozent für wichtig, den katholischen Glauben an ihre Kinder weiterzugeben. Erzbischof Franz Lackner, der sich selbst schon als Anwalt seines Kirchenvolks bezeichnete, will über das Ergebnis in Rom sehr genau berichten. Er erwarte sich, dass die Impulse in die Bischofssynode einfließen, sagt er.